Bundesliga-Start 1963: Das erste Tor

29. November 1941 - Geburtstag von Lothar Emmerich

Stand: 29.11.2016, 00:00 Uhr

Ob Lothar Emmerich von Borussia Dortmund tatsächlich "Gib mich die Kirsche!" gesagt hat, wenn er den Ball haben wollte, ist nicht dokumentarisch belegt. Fest steht: Emmerich ist einer der gefährlichsten deutschen Fußballstürmer aller Zeiten. Und in Dortmund eine Legende, um die sich viele Geschichten ranken.

Fest steht auch, dass Emmerich für den Fußball lebt. Und auch hierzu ist eine Geschichte überliefert. Nach einem Sieg in England soll sein Zimmergenosse Siegfried "Siggi" Held am nächsten Morgen völlig übermüdet am Frühstückstisch erschienen sein. Auf die Frage von Trainer Willy Multhaupt, was denn geschehen sei, habe er geantwortet, Emmerich habe "immer, wenn ich eingeschlafen war, das Spiel im Traum noch einmal nachvollzogen. Dann stand er senkrecht im Bett und schrie: 'Siggi, steil'". So habe er kein Auge zugetan.

Spitzname: "Emma"

Geboren wird Emmerich am 29. November 1941 als Sohn eines Bergmanns im Dortmunder Stadtteil Dorstfeld, wo er auch seine Fußballkarriere startet. Mit 19 Jahren kommt er zu Borussia Dortmund. Dort hat er einige Anlaufschwierigkeiten – was sich mit der Einführung der Bundesliga 1963 aber schlagartig ändert. "Ich habe nie lange gefackelt und die Kartoffel immer sofort in die Bude geballert", charakterisiert Emmerich – Spitzname: "Emma" – selbst seinen Spielstil. Auf diese Weise schießt er in 183 Bundesligaspielen 115 Tore. Allein in der Saison 1965/66 sind es 31. Im Europapokal ist er mit 14 Treffern der erfolgreichste Stürmer.

An Emmerichs Seite steht bei Borussia Dortmund seit 1965 Siggi Held. Der ist zwar als Mittelstürmer aufgestellt, kommt aber meistens von der linken Seite. Bei Flanken steht dann "Emma" in der Mitte, um zu verwandeln. Auch privat verstehen sich die beiden ausgezeichnet, feiern eine Doppelhochzeit und verkaufen die Story gemeinsam einer Illustrierten. 1966 werden die "Terrible Twins" im Hampden Park von Glasgow für den FC Liverpool zum Alptraumgespann. Zum ersten Mal gewinnt eine deutsche Mannschaft den Europapokal.

"Wie kann so etwas möglich sein?"

1966 darf Emmerich mit der Nationalmannschaft zur WM nach England. Im Gruppespiel gegen Spanien erzielt er nach einem Einwurf von Held aus extrem spitzem Winkel ein sensationelles Traumtor. Im Finale gegen England aber, in dem auch das berühmte "Wembley-Tor" fällt, enttäuscht der Stürmer beim 2:4. "Und nachher habe ich gedacht: 'Wie kann so etwas möglich sein?'", wird er sich später erinnern. "Wir sind so gut drauf gewesen und verlieren durch sowas, gehen nur als Zweiter runter. Ich war etwas deprimiert."

Fünf Spiele absolviert Emmerich für die Nationalmannschaft. 1969 verlässt er die Bundesliga und spielt sehr erfolgreich in Belgien und Österreich, während er sein Geld als Kanal-Inspektor verdient. Er stirbt 2003 im Alter von 61 Jahren nach schwerer Krankheit – einen Tag vor Weltmeister Helmut Rahn.

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.

Stichtag am 30.11.2016: Vor 340 Jahren: Weltweit erste Feuerversicherung gegründet