29. April 1992 - Unruhen in Los Angeles nach Polizeigewalt

Stand: 29.04.2017, 00:00 Uhr

Los Angeles, 3. März 1991: Rodney King ist nach einem Basketballspiel im Auto unterwegs. Der 25-jährige Bauarbeiter ist betrunken und fährt zu schnell. Als die Polizei den Afroamerikaner stoppen will, gibt er Gas. Nach einer nächtlichen Verfolgungsjagd fordern die Beamten ihn auf, den Wagen zu verlassen.

Was dann geschieht, filmt ein Anwohner zufällig von seiner Wohnung aus mit einer Videokamera: Mehrere Polizisten umringen King, einige von ihnen schlagen ihn im Autoscheinwerferlicht mit ihren Knüppeln und treten auf ihn ein. Der Misshandelte kriecht währenddessen auf allen Vieren, versucht sich zu erheben, bis er zusammensackt und liegen bleibt.

Vier Polizisten angeklagt

Der Videoamateur meldet sich bei der Polizei - ohne Resonanz. Darum stellt er einem Lokalsender die Aufnahme zur Verfügung. Die Bilder werden in den Nachrichten ausgestrahlt. Daraufhin einigt sich die Stadt Los Angeles mit King auf ein Schmerzensgeld in Millionenhöhe. Vier Polizisten werden angeklagt.

Im Gerichtssaal wird die Aufnahme ebenfalls gezeigt. "Wenn man dieses Video sieht, muss man kein Jurist sein, um zu erkennen: Das ist falsch, das ist schlecht, das ist kriminell", sagt Chefankläger Terry White in seinem Schlussplädoyer. Er hat wie King eine dunkle Hautfarbe.

Freispruch löst Empörung aus

Doch die Jury, in der kein Afroamerikaner vertreten ist, folgt der Verteidigung - die auf Notwehr plädiert. Der betrunken torkelnde, unbewaffnete King sei eine Bedrohung für die vier Beamten gewesen. Sie werden am 29. April 1992 freigesprochen.

Das Urteil löst Empörung aus. Es kommt zu ersten Protesten: "Keine Gerechtigkeit, kein Frieden", skandieren die Demonstranten gegen den Rassismus von Polizei und Justiz.

Protest schlägt in Gewalt um

Noch am selben Tag entlädt sich die Wut in gewalttätigen Unruhen. Schon einige Stunden nach dem Spruch der Jury steht Los Angeles in Flammen. "Die Feuer waren enorm", erinnert sich US-Radioreporterin Ina Geffy. "Selbst vom Highway konnte man die Rauchschwaden sehen, die sich bis zu hundert Meter hoch in den Himmel türmten."

Der Aufruhr beginnt im Stadtteil South Central. Dort leben Afro- und Hispano-Amerikaner in Armut. "Über Jahre hinweg hatten die Menschen übereinstimmend den Machtmissbrauch der Polizei erlebt", sagt Bernhard Parks, ehemaliger Stadtrat von Los Angeles. "Das, was Rodney King passierte, bestätigte die Klagen über den Missbrauch, den sie so oder so ähnlich auch schon erfahren hatten."

Vier Tage Ausnahmezustand

Die Gewalt eskaliert rasend schnell: Häuser werden in Brand gesetzt, Läden geplündert, weiße Bürger wahllos misshandelt. Rivalisierende Ghetto-Banden massakrieren sich gegenseitig.

Erst als US-Präsident George Bush senior 2.000 Nationalgardisten schickt, bringen Sicherheitskräfte Los Angeles nach vier Tagen wieder unter Kontrolle. Die Bilanz: 58 Tote, etwa 2.400 Verletzte, ein Schaden von rund 1,5 Milliarden Dollar.

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