Im Frühjahr 1963 hat Jesse Jackson ein Erweckungserlebnis. Er ist bei einer Demonstration von Afro-Amerikanern, die für Gleichberechtigung protestieren. Die Hälfte der Teilnehmer wird von der Polizei verhaftet. "Ich sah, wie Freunde von mir angegriffen wurden von Polizisten mit Hunden", wird er sich später erinnern. "Da bekam ich Tränen in die Augen. Von diesem Moment an wusste ich, dass ich den Rest meines Lebens dafür nutzen würde, diese Lebensbedingungen zu verändern."
Von nun an sieht Jackson seine Hauptaufgabe darin, den Afro-Amerikanern Selbstbewusstsein zu geben. "Ich bin schwarz, schön, stolz", lautet die Botschaft vieler seiner Reden. "Ich muss respektiert werden. Ich bin jemand!"
Verlust von Ansehen
Geboren wird Jackson am 8. Oktober 1941 als uneheliches Kind eines Teenagers und eines verheirateten Mannes in den Slums von Greenville im US-Bundesstaat South Carolina. Von Kindesbeinen an erlebt er die Rassentrennung im Alltag. Weil er ein guter Football-Spieler ist, erhält er 1959 ein Stipendium für die "weiße" Universität von Illinois, wo er immer wieder von Mitstudenten beleidigt wird. Er wechselt an die Universität von Greensboro in North-Carolina, wo er sich als Studentensprecher für die Rechte der Schwarzen einsetzt, Sit-Ins und Protestmärsche organisiert.
Nach Abschluss seines Soziologiestudiums schreibt sich Jackson in Chicago für Theologie ein. Danach will er eine Kirche übernehmen und sich sozial engagieren. Zu dieser Zeit holt ihn Martin Luther King in die Bürgerrechtsbewegung Southern Christian Leadership Conference (SCLC), wo er versucht, Afro-Amerikanern den Weg in die Wirtschaft zu eröffnen. Beim Attentat auf King im April 1968 ist er dabei und tritt später mit einem blutverschmierten Pullover vor die Kameras. Als sich seine Äußerung, der letzte Gesprächspartner von King vor dessen Tod gewesen zu sein, als falsch erweist, büßt er an Ansehen gewaltig ein.
Der Präsidentschaftskandidat
1971 verlässt Jackson den SCLC und gründet mit der Power Union to Save Humanity (PUSH) seine eigene Organisation. Sein Engagement für bessere Bildung, mehr Arbeit und angemessenen Wohnraum begeistert seine Anhänger so sehr, dass er 1984 beschließt, als Präsidentschaftskandidat der Demokraten ins Rennen zu gehen. Die Demokraten allerdings nominieren Walter Mondale – und vier Jahre später, bei Jacksons zweitem Versuch, Michael Dukakis, die beide gegen die Republikaner Ronald Reagan und George Bush unterliegen.
Unter Bill Clinton setzt sich Jackson von Washington aus an politisch wichtiger Stelle als "Schattensenator" weiter für die Rechte der Afro-Amerikaner ein. Als ruchbar wird, dass er mit einer seiner Mitarbeiterinnen eine Tochter gezeugt hat, verzeihen ihm zwar seine Ehefrau und die fünf gemeinsamen Kinder, nicht aber die Öffentlichkeit. Als Barack Obama 2008 im Präsidentenamt vereidigt wird, weint Jackson vor Freude im Publikum. Den "Höhepunkt unseres 55 Jahre dauernden Kampfes" nennt er das Ereignis. Auch heute engagiert sich Jackson noch für schwarze US-Bürger, aber auch für syrische Flüchtlinge.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 8. Oktober 2016 ebenfalls an die Geburt von Jesse Jackson. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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