Schlechtes Essen verdirbt dem Millionär Cornelius Vanderbilt wohl die Stimmung. Was dazu führt, dass dieser am 24. August 1853 seinen Teller im Restaurant "Moon" in Saratoga zurück in die Küche schickt. Die servierten Bratkartoffeln sind ihm zu dick.
Chefkoch Georg Crum schneidet darufhin verärgert die Knollen extrem dünn. Dann lässt er die Scheiben im heißen Fett verbrennen und schüttet mehr als reichlich Salz obenauf.
Eine salzige "Rache"
Zu Crums Überraschung ist Vanderbilt von seiner Kartoffel-Kreation, die sich mit der Gabel nicht mehr aufspießen lässt, hellauf begeistert. Als kulinarische Rache konzipiert, wandern die krossen Scheiben nun als Fingerfood-Spezialität unter dem Namen "Saratoga Chips" auf die Speisekarte.
So will es jedenfalls die Legende um die Herstellung der ersten Kartoffelchips. Genau weiß es keiner. Sicher ist nur, dass Kartoffelchips zum Verkaufsschlager werden. Findige US-Unternehmen vertreiben schon bald die krossen Scheiben erfolgreich im In- und Ausland.
GIs bringen Chips nach Deutschland
Nach Deutschland kommen die Chips knapp 100 Jahre später mit den amerikanischen GIs. Die lange Schifffahrt macht den Nachschub der krossen Cracker jedoch weich. Eine Marktlücke scheint gefunden und so produzieren der deutsche Ingenieur Heinz Flessner und seine Frau Ella ab Anfang der 50er in Hessen Kartoffelchips.
Zunächst produzieren die Flessners nur für die US-Soldaten, bei den Deutschen kommen die Chips anfangs nicht so gut an. "Es war ja salzig. Die kannten nur süße Sachen", erinnert sich Ella Flessner.
Heute isst jeder Deutsche durchschnittlich 1,5 Kilogramm Chips pro Jahr, obwohl sie als "Dickmacher" gelten. Mit rund 35 Gramm Fett auf 100 Gramm sind Chips wahrlich keine leichte Kost. Und wer einmal in die Tüte greift, kann nur schwer aufhören.
Auf das Knacken kommt es an
"Da ist kein Suchtstoff drin", versichert Christopher Ferkinghoff, ehemalige Geschäftsführer von Chips-Hersteller Intersnack. Das liege vielmehr an der Würze, die einen direkten Speichelfluss bewirke. "Und der verlangt nach mehr", so Ferkinghoff.
Nicht nur der Geschmack verführt, sondern auch das Knacken beim Essen. "Chips sind Hightech-Produkte. Die werden also auf ihr Geräusch hin optimiert", erklärt Joachim Hecker aus der WDR-Wissenschaftsredaktion.
Verantwortlich für den Chips-Sound sind die Luftblasen, die beim Frittieren entstehen. Je kleiner sie sind - desto leiser und höher, je größer die Luftblasen umso lauter und tiefer ist das Knacken.
Programmtipps:
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 24. August 2018 ebenfalls an die Erfindung der Kartoffelchips. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Stichtag am 25.08.2018: Vor 100 Jahren: Komponist Leonard Bernstein wird geboren.