Irgendwie sind Elefanten die besseren Menschen. Sie sind familienfreundlich. Sie sind hilfsbereit, betrauern ihre toten Artgenossen und erinnern sich an sie. Kein Wunder, dass Elefanten aus der Kinder- und Jugendbuchliteratur kaum mehr wegzudenken sind.
Ein paar Elefanten haben sogar Geschichte geschrieben: Tuffi zum Beispiel, durch seinen legendären Sprung 1950 aus der Wuppertaler Schwebebahn. Oder der Zoo- und Zirkuselefant Jumbo im späten 19. Jahrhundert.
Der "Liebling der Nation"
Geboren wird der afrikanische Elefantenbulle Jumbo um 1860 in Abessinien. Seinen Namen erhält er nach dem Swahili-Wort "Jambo" ("Hallo"). 1861 wird er gefangengenommen und nach Paris verkauft.
Von dort gelangt er im Austausch gegen ein Nashorn in den Londoner Zoo. Jumbo mag die Menschen, lässt Schätzungen zufolge rund eine Million Kinder auf sich reiten. Darunter ist auch der kleine Winston Churchill.
Jumbo wird älter und schwierig
Dann wird Jumbo älter. Und schwierig. Immer wieder kommt es zu Wutausbrüchen des geschlechtsreif und testosterongesteuerten Tieres.
Auch wenn sich die Presse entrüstet, wird der als "Liebling der Nation" und "König der Elefanten" apostrophierte Bulle Anfang 1882 für die ungeheure Summe von 10.000 Dollar an den amerikanischen Zirkusdirektor Phineas Taylor Barnum verkauft und nach Amerika verschifft. Im April 1882 betritt er den Boden der Vereinigten Staaten.
Namensgeber für große Sachen
Jumbo kann keine Tricks und Kunststücke. Trotzdem gelingt es Barnum, von der Popularität des Tieres auch in der Neuen Welt zu profitieren. Er schickt den vier Meter großen Jumbo mit seinem Zirkus auf eine dreijährige Wandertournee durch die USA und Kanada. Neun Millionen Menschen sollen ihn gesehen haben – das spült circa 500.000 US-Dollar in die Kasse.
Am 15. September 1885 dann kommt es beim Umladen der Tiere auf dem Bahnhof im kanadischen St. Thomas zur Katastrophe. Ein Weichenfehler lenkt einen Güterzug aufs falsche Gleis, Jumbo wird erfasst und getötet. Zur Legendenbildung gehört die Geschichte, Jumbo habe die Gefahr erkannt und einen kleineren Elefanten gerettet, bevor er starb.
Namensgeber für den Jumbo-Jet
In St. Thomas jedenfalls wird Jumbo ein Denkmal errichtet. Sein toter Körper kommt präpariert ins "Barnum Museum of Natural History" in Medford, Massechusetts.
1975 wird er bei einem Brand Opfer der Flammen. Jumbos Name aber ist unsterblich. Und wird oft für große Dinge verwendet, wie für den Jumbo-Jet Boing 747.
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