Ein Chart-Breaker, ein Hitparadenstürmer, ist Johnny "Guitar" Watson nie gewesen. Viele Musikfans kennen ihn deshalb wohl nicht. Doch seine schillernde Perfomance und seine Lust an Stilexperimenten haben den Mann aus Houston, Texas zu einem einflussreichen Impulsgeber des Blues, Soul und Funk gemacht.
"Man nennt Elvis den King. Aber der wahre King war Johnny 'Guitar' Watson", sagt keine Geringere als Soul-Diva Etta James. Seine erste Gitarre bekommt der am 3. Februar 1935 geborene Watson von seinem Großvater, einem Prediger. Dessen einzige Bedingung: auf den Saiten nie teuflischen Blues zu spielen.
Sample-Fundgrube für Hip-Hopper
Als 15-Jähriger kommt Johnny Watson nach Los Angeles, wo er sich als Sänger, Pianist und Gitarrist einen Namen macht. Er spielt die Gitarre mit den Fingern und hinter dem Rücken wie sein Vorbild T-Bone Walker.
Er spielt mit Soundeffekten wie Rückkopplung, Hall und Verzerrungen. Jimi Hendrix und andere Gitarristen lassen sich davon inspirieren.
Mit "Gangster of Love" schreibt Johnny "Guitar" Watson 1958 seinen am häufigsten gecoverten Titel; Steve Miller landet damit später einen Welthit. Immer neugierig auf Impulse, entwickelt Watson seinen Sound ständig weiter, vom Blues-orientierten Soul zum Funk mit Jazz-Einflüssen bis hin zum Rap, zu dessen Pionieren er Ende der 1970er gehört.
Die Hip Hop-Generation habe ihn geprägt, sagt Watson. Umgekehrt gilt das Gleiche: Stars wie Ice Cube, Snoop Dogg, Dr. Dre, Jay-Z und Mary J. Blige sampeln seine Beats. Selbst Fusion-Musiker Frank Zappa erkennt in Watson einen Geistesverwandten. Er lädt ihn zu vier Alben als Gastgitarristen ein und bekennt, Watsons Musik habe ihn inspiriert, selbst Gitarrist zu werden.
Herzinfarkt auf der Bühne
In den 1980er-Jahren wird es eine Weile ruhig um Johnny "Guitar" Watson. Er tourt zwar weiter regelmäßig durch Clubs in aller Welt und hat als "Godfather of Funk" auch in Europa sein festes Publikum. Kreativ aber legt er eine Schaffenspause ein.
1994 dann meldet sich Johnny "Guitar" Watson mit dem Grammy-nominierten Album "Bow Wow" eindrucksvoll zurück. Auf großer Welttournee gibt der 61-Jährige 1996 auch in Japan einige Konzerte. Am 17. Mai spielt er mit seiner Band im "Ocean Boulevard Blues Cafe" in Yokohama eines seiner bekanntesten Stücke: "Superman Lover".
Nach der ersten Strophe will er in Performer-Pose den Mikrofonständer zum Publikum neigen. Stattdessen greift er sich ans Herz und fällt um. Noch in der Nacht stirbt Johnny "Guitar" Watson an einem Infarkt.
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