Im Zweiten Weltkrieg kämpft er bis zuletzt für den "Endsieg" - bis ihn ein Unfall stoppt: Im April 1945 verliert Pilot Johannes Steinhoff kurz nach dem Start in München die Kontrolle über seinen Düsenjäger. Die Messerschmitt-262 stürzt ab.
Der Luftwaffen-Oberst erleidet schwere Gesichtsverbrennungen. Deren Folgen können auch viele Operationen nicht beseitigen.
Ritterkreuz für NS-Kriegsheld
"Ich bin über 900 Mal gegen den Feind geflogen. Irrsinn!", sagt Steinhoff rückblickend, "Ich bin zwölf Mal abgeschossen worden und immer bruchgelandet im Wald oder auf der Erde."
Er ist im Zweiten Weltkrieg an allen Fronten als Jagdflieger im Einsatz gewesen. 167 anerkannte Abschüsse bringen ihm die höchste Auszeichnung in Nazi-Deutschland: Vom Juli 1944 an trägt er das Ritterkreuz mit Eichenlauf und Schwertern.
Übernahme in die Bundeswehr
Nach der deutschen Kapitulation ist der am 15. September 1913 im thüringischen Bottendorf geborene Steinhoff zunächst in einer Keramikfirma und später als Werbekaufmann tätig.
Als Anfang der 1950er Jahre die Wiederbewaffnung geplant wird, arbeitet Steinhoff am Aufbau der Bundeswehr mit. 1955 wird er in die neue Luftwaffe als Oberst übernommen. In den USA absolviert er eine weitere Ausbildung als Düsenpilot.
Manager der Starfighter-Krise
Steinhoffs Karriere ist auch in der Bundesrepublik steil: 1960 erster Chef der Planung der Luftwaffe, 1965 Chef des Stabes im Hauptquartier der NATO-Luftstreitkräfte Europa Mitte, 1966 schließlich Inspekteur der Luftwaffe.
In dieser Funktion gelingt es ihm, die Starfighter-Krise zu überwinden. Um die Absturz-Zahlen des so genannten "Witwenmachers" zur reduzieren, verordnet er den Piloten mehr Flugpraxis mit dem Jagdflugzeug.
Tätigkeit in der Rüstungsindustrie
1971 wird Steinhoff Vorsitzender des NATO-Militärausschusses in Brüssel. Drei Jahre später geht er in den Ruhestand und wechselt unmittelbar nach seiner Pensionierung in die Rüstungsindustrie - was ihm viel Kritik einbringt.
Johannes Steinhoff, Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern und Schulterband, stirbt am 21. Februar 1994 in Wachtberg-Pech bei Bonn. Zu Ehren des Vier-Sterne-Generals trägt das Taktische Luftwaffengeschwader 73 der Bundeswehr das Kürzel "Steinhoff". Seine Biografie zeigt, wie viele Karrierewege nach der NS-Zeit in der Bundesrepublik fast ungebrochen weiter gingen.
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