"Wie kommst du ganz schnell zu deinem eigenen Starfighter? Ganz einfach: Kauf dir ein Grundstück und warte ab!" - So hört sich in den 60er Jahren bitterer Spott über die ständigen Absturzmeldungen von Bundeswehr-Flugzeugen vom Typ "Lockheed F 140 G" an. Von den insgesamt 916 bundesdeutschen Starfightern stürzen 292 ab. Das entspricht fast 30 Prozent. Manche Piloten können sich per Schleudersitz retten. Dennoch kommen bei den Abstürzen des so genannten Witwenmachers 116 Offiziere der Luftwaffe und der Marine ums Leben. Anfang und Mitte der 60er Jahre gibt es fast wöchentlich Absturzmeldungen. Der damalige Bundesverteidigungsminister Kai-Uwe von Hassel (CDU) meint dazu: "Jede Luftwaffe der Welt muss bereits im Frieden mit einer gewissen Verlustrate rechnen." Vier Jahre später stirbt sein Sohn Joachim bei einem Starfighter -Absturz.
"Die Firma Lockheed hatte ein völlig anderes Flugzeug konzipiert, einen Hochleistungsjäger für die Tagjagd", erklärt Luftfahrt-Fachmann Ulrich Albrecht rückblickend. Dieser ursprüngliche Starfighter entspricht nicht ganz den Wünschen der Hardthöhe. Das Verteidigungsministerium sucht nach einer Allzweckwaffe. Der amerikanische Schönwetter-Kurzstrecken-Jäger soll auch im deutschen Nebel über weite Entfernungen Bomben und sogar Atomwaffen tragen können. Die "F 104" soll Jagdbomber, Aufklärer und Abfangjäger in einem sein. "Dafür war etwa eine Tonne zusätzlich an Elektronik und Flugführung erforderlich", so Luftfahrt-Experte Albrecht. "Von der Reichweite her war der Starfighter immer ein Problem und das Flugzeug war auch gar nicht für den Tiefflug konzipiert, so wie man das für taktische Nuklearangriffe brauchte, um der gegnerischen Luftabwehr zu entgehen." Der Starfighter sei vielmehr ein "Höhenjäger" gewesen.
Zusätzliche Probleme entstehen, weil die Bundeswehr, um zu sparen, keine Hangars baut. Auf den Fliegerhorsten stehen die Flugzeuge bei Wind und Wetter draußen. Als Folge bildet sich Kondenswasser und legt die Elektronik lahm. Zudem haben die Piloten zu wenig Erfahrung mit dem anspruchsvollen Flugzeug. Als General Johannes Steinhoff zum Luftwaffeninspekteur ernannt wird, ordnet er zusätzliche Trainings und beheizte Hangars an. Die Häufigkeit der Abstürze geht zurück. Der letzte Starfighter -Flug endet am 22. Mai 1991 um 11.15 Uhr ohne Zwischenfälle auf dem bayerischen Flugplatz Manching. Der Pilot, Oberstleutnant Armin Ewert, sagt anschließend: "Angst beim Einsteigen darf nicht dabei sein. Sie war auch nicht dabei."
Stand: 22.05.06