andtagspräsident Wilhelm Lenz (r) vereidigt am 20.9.1978 im Düsseldorfer Landtag Johannes Rau zum neuen Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen.

20. September 1978 - Johannes Rau wird NRW-Ministerpräsident

Stand: 20.09.2018, 00:00 Uhr

Er regiert in Nordrhein-Westfalen knapp zwei Jahrzehnte lang: Am 20. September 1978 wird Johannes Rau (SPD) vom Landtag zum Ministerpräsidenten gewählt. Der 47-Jährige tritt die Nachfolge von Heinz Kühn an, der aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten war.

Im Jahr zuvor war der 1931 in Wuppertal geborene Pastorensohn bereits zum SPD-Landesvorsitzenden gewählt worden. Die Landtagswahl 1980 bringt der SPD die absolute Mehrheit im Parlament. Dieser Erfolg wertet Raus Stellung in seiner Partei auf. Er gilt fortan als "Mann für höchste Ämter".

Johannes Rau zum Ministerpräsidenten gewählt (am 20.09.1978)

WDR 2 Stichtag 20.09.2018 04:16 Min. Verfügbar bis 17.09.2028 WDR 2


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Strukturhilfe für das Ruhrgebiet

In seine Zeit als Ministerpräsident fällt die Kohle- und Stahlkrise mit einer Arbeitslosenquote von über zehn Prozent. 1984 legt er das Konzept "Landesinitiative Zukunftstechnologien" und ein umfassendes Umweltschutzprogramm vor.

Bei der Montan-Konferenz mit Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) erreicht Rau den Beschluss eines Hilfsprogramms für einen beschleunigten wirtschaftlichen Strukturwandel im Ruhrgebiet. Er vermittelt auch im Streit um die Schließung der Stahlhütte Rheinhausen.

Versöhnen statt spalten

Die NRW-SPD erzielt unter Rau auch bei den Landtagswahlen 1985 und 1990 die absolute Mehrheit. 1995 reicht es nur zur einfachen Mehrheit. Rau geht eine Koalition mit den Grünen ein, die er einige Jahre zuvor noch abgelehnt hat.

Versöhnen statt spalten, ist Raus Lebensmotto. "Menschen zusammenzuführen, das war mir wichtiger als Gedankengebäude zu errichten", sagt er später. Anekdoten und Witze gehören für ihn zum Gespräch: "Nordrhein-Westfalen braucht für seine Zukunft die Zuverlässigkeit der Rheinländer, die Leichtigkeit der Westfalen und die Großzügigkeit der Lipper."

Am Ende Bundespräsident

1998 kündigt Rau den Rückzug aus seinen NRW-Ämtern an: Am 23. Mai tritt er vom SPD-Landesvorsitz zurück. Am 27. Mai gibt er das Amt des Ministerpräsidenten auf. Noch im selben Jahr wird er als Kandidat der SPD für das Amt des Bundespräsidenten nominiert - am 23. Mai 1999 wird Rau von der Bundesversammlung gewählt.

Als Höhepunkt seiner Amtsführung gilt seine Rede vor der Knesset, dem israelischen Parlament, im Februar 2000: "Angesicht des Volkes Israel verneige ich mich in Demut vor den Ermordeten, die keine Gräber haben, an denen ich sie um Vergebung bitten könnte."

"Menschenfischer" und "Brückenbauer"

Der schwer erkrankte Rau stirbt am 27. Januar 2006 in Berlin. Er wird als tief im christlichen Glauben verankerter "Menschenfischer" und passionierter "Brückenbauer" gewürdigt.

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