Dass Henry Maske damals in der DDR Boxer wird, ist nach seinen eigenen Angaben reiner Zufall. Er ist in der ersten Klasse, als ihn ein schüchterner Schulfreund bittet, mit ihm in einen Boxclub im brandenburgischen Jüterbog zu gehen. "Und ich habe es getan", wird Maske sich später erinnern. "Und dann sage ich immer: Er ist nach zwei Wochen wieder gegangen, und ich nach 26 Jahren."
Der Klügere boxt sich durch
Geboren wird Maske 1964 in Treuenbrietzen im heutigen Landkreis Potsdam-Mittelmark. Mit sieben Jahren absolviert er sein erstes Boxtraining, von 1972 bis 1978 boxt er bei der BSG Motor Ludwigsfelde, und danach beim ASK Vorwärts Frankfurt (Oder). Dort ist Manfred Wolke sein Trainer, von dem er "ausgesprochen viel fürs Leben und für meinen Boxring" lernt. Bei den Weltmeisterschaften im US-amerikanischen Reno 1986 gewinnt er Silber, zwei Jahre später bei den Olympiameisterschaften Gold.
1990 wird Henry Maske Profi. Am 20. März 1993 kämpft er in der Düsseldorfer Philipshalle gegen "Prince" Charles Williams. "Der Gefürchtetste seiner Zeit" sei der US-Amerikaner damals gewesen, gibt Maske an, "beschrien als der Beste". Ein kluger Boxer sei sein Herausforderer gewesen. Wichtig sei im Kampf gewesen, "dass ich ihn vor Probleme stellte, die er gar nicht erwartet hatte, dass ich ihm Fragen stellte, die er nicht beantworten konnte". Mit dieser Philosophie wird Maske erstmals Box-Weltmeister im Halbschwergewicht.
Der Gentleman-Boxer
Mit seinem Boxstil, den viele Experten als eher defensiv klassifizieren, und mit seinem eleganten Auftreten außerhalb des Rings, das ihm den Spitznamen "Gentleman" einbringt, löst der 1,90 Meter große Rechtsausleger Maske in Deutschland einen Box-Boom aus. Wenn er kämpft, schalten die Deutschen auch spät in der Nacht den Fernseher ein. Bis zu 18 Millionen TV-Zuschauer verfolgten seine WM-Kämpfe.
In 32 Kämpfen erzielt Maske 31 Siege. Nur den Abschiedskampf gegen den US-Amerikaner Virgil Hill 1996 verliert er in einem unsauberen Kampf nach Punkten. Zehn Jahre später fordert der inzwischen 42-jährige Maske Hill noch einmal heraus. Zum großen Erstaunen der Fachleute besiegt er seinen Gegner in einem Kampf über zwölf Runden in der Münchner Olympiahalle einstimmig nach Punkten. Nach diesem Comeback erklärt Maske seinen endgültigen Abschied vom Profiboxen.
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