Wer als Reisender in Manila unterwegs ist, bewegt sich im Dreck und Chaos einer Megacity mit 20 Millionen Menschen. "In der Stadt sind jedoch auch viele Überreste der spanischen Eroberer zu sehen", sagt Eberhard Crailsheim, Historiker an der Fernuniversität Hagen und Experte für die spanische Kolonialgeschichte der Philippinen. Der spanische Generaloberst Miguel Lopez de Legazpi hatte die drei muslimischen Herrscher Manilas besiegt und die Stadt am 24. Juni 1571 zur Hauptstadt der philippinischen Kolonie erklärt.
Auf der Suche nach Maynilad
Bereits im Frühjahr 1565 hatte der Spanier Miguel López de Legazpi nach monatelanger Überfahrt von Mexiko aus die philippinische Insel Cebu erreicht. Der Eroberer steht in Diensten des spanischen Königs Philipp II. und soll die Westlichen Inseln für ihn in Besitz nehmen. "Die Philippinen sollten zu einem Standbein der Spanier in Asien werden. Von dort aus wollten sie einen Gewürz- und Luxusgüterhandel aufbauen, zum Beispiel mit China", erklärt Eberhard Crailsheim.
Legazpi verspricht dem erzkatholischen König Philipp auch die Verbreitung des katholischen Glaubens. "Und dass in den glücklichen Tagen Ihrer Majestät der christliche Glaube gepflanzt wird, wächst und sich ausbreitet auf diesen Inseln, wo der Unglaube und die Herrschaft des Teufels so lange die Oberhand hatten", schreibt er. Als Legazpi in Cebu an Land geht, trifft er auf Einheimische vom Volk der Tagalog. "Er bemüht sich mit Taktik, auch mit Gewalt, Allianzen zu schmieden", sagt Crailsheim. Es gelingt ihm, die Inselbewohner zu Vasallen zu machen. Von chinesischen und muslimischen Händlern erfährt Legazpi von einer reichen Stadt auf der nördlicher liegenden Insel Luzon, die intensiven Handel mit China treibt: Maynilad.
Legazpi schickt seine besten Kämpfer in das Sagen umwobene Maynilad, damals bereits blühender muslimischer Handelsplatz. Die schwerbewaffneten Spanier werden freundlich empfangen - und überwältigen bald die drei muslimischen Herrscher.
Galeonenhandel zwischen China und Mexiko
Ohne Verstärkung können die Spanier die Stadt jedoch nicht halten. Erst ein Jahr später marschiert Generaloberst Legazpi mit militärischer Übermacht erneut ein. Am 24. Juni 1571 wird Maynilad, die Spanier nennen die Stadt Manila, zur Hauptstadt der philippinischen Kolonie erklärt. "In Manila entsteht bald das typische Schachbrettmuster lateinamerikanischer Städte: Ein zentraler Platz, auf dem sich Kathedrale, Gouverneurspalast und Administration der Stadt befinden, umgrenzt von einer Stadtmauer", erklärt der Historiker Eberhard Crailsheim. Die Altstadt innerhalb der Mauern, auch Intramuros genannt, darf nur von Spaniern betreten werden. Die drei muslimischen Herrscher konvertierten zum römisch-katholischen Glauben und regieren nun unter spanischer Kontrolle.
Manila wird zu einem wirtschaftlichen Handelsstützpunkt zwischen China und Mexiko, auf dem amerikanische und asiatische Produkte den Besitzer wechseln. Galeonen, die einmal im Jahr verkehrten, bringen Silberbarren und Münzen aus Mexiko und Seide und Tuchwaren aus China. Mehr als dreihundert Jahre herrschen die Spanier in Manila - bis ihre Ära mit der Niederlage im spanisch-amerikanischen Krieg von 1898 endet. Spanien muss alle Kolonien in Asien aufgeben.
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