Studenten im Innenhof der französischen Universität Sorbonne in Paris

13. November 1257 - Die Universität Sorbonne wird in Paris gegründet

Stand: 13.11.2017, 00:00 Uhr

"Ich wusste, wenn ich in Frankreich studiere, dann gehe ich an die Sorbonne", sagt Lisa Schimmelpfennig, die das im Studienjahr 2015/16 auch geschafft hat. Draußen im Quartier Latin schlendern Touristen an dem Gebäude vorbei. Und drinnen lernt Lisa Schimmelpfennig in Hörsälen, die aus dem Mittelalter stammen.

Gründung der Sorbonne in Paris ( im Jahr 1257)

WDR 2 Stichtag 13.11.2017 04:17 Min. Verfügbar bis 11.10.2027 WDR 2


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Im Jahr 1257 wird das Kolleg der Sorbonne gegründet von einem Gelehrten namens Robert de Sorbon, dem Hofkaplan des Königs. "Wir wissen wenig über ihn", sagt Jacques Verger, emeritierter Professor für die Geschichte des Mittelalters an der Pariser Universität Paris IV. "Seine Eltern waren Bauern. Doch die Kirche bot ihm die Möglichkeit, zu studieren. So wurde er zu einem Vertrauten des Königs und zu einem bekannten Theologen."

15 Jahre lernen an der Sorbonne

Zu Zeiten des Robert de Sorbon dürfen die Studierenden bis zu 15 Jahre lang ihr Wissen vertiefen. Doch nach dem Tod des Gründers übernehmen katholische Fundamentalisten die Universität. Die Sorbonne zensiert und denunziert. Doch im 18. Jahrhundert verstärkt sich der Widerstand. "Die Kritik der Aufklärung zielte auch auf die Sorbonne: auf ihre Unbeweglichkeit, ihr Festhalten an veralteten Vorstellungen, ihre Verweigerung alles Modernen, ihre Verbundenheit mit den Machthabern", erklärt Jacques Verger.

Immer wieder steht die Sorbonne im Zentrum von gesellschaftlichen Veränderungen: Im Zuge der Französischen Revolution wird sie 1792 geschlossen. Erst ein Jahrhundert später öffnet sie wieder. Und während der 1968er-Revolte sind Studierende der Sorbonne vorne dabei. Einer der Urväter der Sorbonne-Randale ist ein Deutscher: Daniel Cohn-Bendit, genannt "Dani-der-Rote", und späterer Grünen-Politiker. Nach 1968 wird die Sorbonne völlig neu aufgeteilt.

Das Gebäude der Sorbonne beherbergt hauptsächlich noch drei von dreizehn Pariser Universitäten: Paris I, Paris III und Paris IV. So diskussionsfreudig wie an deutschen Universitäten geht es allerdings nicht zu. "In Frankreich wird viel mehr frontal unterrichtet", sagt Lisa Schimmelpfennig. "Alle klappen am Anfang der Vorlesungen und Seminare ihre Laptops auf und fangen an wie wild zu tippen", erinnert sie sich.

Weltmarke Sorbonne

"Die Attraktivität der Sorbonne ist bis heute ungebrochen: Wir haben eine enorm hohe Anzahl an ausländischen Studierenden", sagt Jürgen Ritte, Kulturwissenschaftler und Professor an der Sorbonne Nouvelle. Der Name zieht sie an, wie eine Weltmarke. "Das ist wie bei Coca-Cola: Die Sorbonne ist weltweit ein Name", sagt Ritte.

Auch viele Prominente haben im Laufe der Jahrhunderte an der Sorbonne studiert, darunter Meister Eckhardt, Denis Diderot, Marie Curie und Deutsche wie die Schauspielerin Ina Weisse oder der Journalist Peter Scholl-Latour. Deswegen ist die Universität bis heute so begehrt: Viele Studierende wollen sich in die Liste ihrer berühmten Vorgänger einreihen.

Selbst andere Länder – wie das Emirat Abu Dhabi – versuchen, vom Glanz der Sorbonne zu profitieren. 2006 nimmt dort eine Zweigstelle der Sorbonne den Betrieb auf, eine sogenannte Offshore-Universität. Viele Studiengänge und Lernmethoden sind die gleichen wie in Paris. Und auch die Studienabschlüsse sind französische.

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