Im Oktober 2009 ist abzusehen, dass Griechenland schwere Zeiten bevorstehen. Die Neuverschuldung liegt mit fast 13 Prozent der Wirtschaftsleistung bei einem europäischen Rekordwert.
Im Dezember 2009 stufen die drei einflussreichen US-Ratingagenturen Fitch, Standard & Poor's und Moody's die Kreditwürdigkeit Griechenlands herab. Das Land hat nun das niedrigste Rating alle Euro-Staaten.
Bitte um Finanzhilfe
Die Herabstufung hat Folgen: Die Risikoaufschläge für Staatsanleihen, die Griechenland zahlen muss, sind bald so hoch, dass das Land vor der Pleite steht. Im April 2010 bittet der griechische Ministerpräsident Georgios Papandreou die anderen Euroländer um finanzielle Hilfe.
"Die Not gebietet uns – auch aus nationalem Interesse –, ganz offiziell von unseren Partnern in der EU die Aktivierung des Hilfsmechanismus zu verlangen, den wir gemeinsam geschaffen haben", so Papandreou.
Kredit und Sparprogramm
In einer Sondersitzung aktivieren die Finanzminister der Euro-Zone am 2. Mai 2010 den Mechanismus. Athen erhält von den Euro-Staaten und vom Internationalen Währungsfonds (IWF) Kredite im Umfang von 110 Milliarden Euro.
Damit verbunden ist ein drastisches Sparprogramm. Das Staatsdefizit muss reduziert werden, indem zum Beispiel die Löhne im öffentlichen Dienst gekürzt werden. Gleichzeitig soll die Mehrwertsteuer steigen.
Schmerzhafte Einschnitte
Alle drei Monate reist die sogenannte Troika nach Athen. Die Experten von EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und IWF kontrollieren die Fortschritte beim Sparen und bei den beschlossenen Strukturreformen.
Diese Visiten werden von Großdemonstrationen begleitet. Fast alle Griechen spüren die Krise schmerzhaft.
Zweiter Kredit
2012 wird ein zweites Rettungsprogramm aufgelegt - ein Kredit von 130 Milliarden Euro, zu strengeren Bedingungen. Damit habe Griechenland noch mehr seiner finanzpolitischen Souveränität an die Troika abgegeben, sagt Historiker Ioannis Zelepos.
Die Folgen: Unternehmen machen dicht, die Staatsverschuldung steigt, Renten werden gekürzt, das Gesundheitssystem liegt am Boden.
Seit 2018 gerettet
"Das war dann auch der Teufelskreis", so Zelepos, "weil als Nebenwirkung der Sparpolitik die Wirtschaftsleistung auch einbrach".
2015 folgt das dritte und letzte Rettungspaket. Im Juni 2018 einigen sich die Euro-Finanzminister auf ein Ende der Rettungsmaßnahmen. Das Land bekommt eine letzte Tranche ausbezahlt - und Schuldenerleichterungen.
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