Als Gustav von Bohlen und Halbach am 7. August 1870 als Sohn des damaligen badischen Ministerpräsidenten geboren wird, ahnt niemand, dass er einmal Teil der legendären Industriellen-Dynastie im Ruhrgebiet sein würde.
Zunächst deutet sein Werdegang auf eine Karriere im Staatsdienst hin: Er studiert Jura und tritt in den diplomatischen Dienst des Reiches ein. Als Attaché beim Vatikan lernt Gustav von Bohlen und Halbach die 16 Jahre jüngere und einen Kopf größere Bertha Krupp kennen, die mit ihrer Mutter und Schwester auf Italienreise ist.
Wenn der Kaiser verkuppelt
Angeblich soll Kaiser Wilhelm II. die Begegnung arrangiert haben. Immerhin ist die zwanzigjährige Bertha nach dem Tod ihres Vaters Friedrich Alfred Alleinerbin von Krupp - dem bedeutendsten Industriekonzern des Reiches. Nach dem ersten Treffen schreibt Berthas Mutter Margarethe Krupp zufrieden an Gustav: "Soweit das eine Mutter beurteilen kann, sind Sie der erste junge Mann, dessen Huldigungen auf Bertha überhaupt Eindruck gemacht haben."
Nur keine Belanglosigkeiten
Das Werben des Diplomaten um die "beste Partie Deutschlands" ist erfolgreich. Kaiser Wilhelm II. kommt 1906 persönlich zur Hochzeit nach Essen und gibt per Dekret die Erlaubnis, dass sich der Bräutigam fortan "Gustav Krupp von Bohlen und Halbach" nennen darf. Der neue "Krupp" wird zügig in den Aufsichtsrat berufen, 1909 übernimmt er dann den Vorsitz.
Für seine acht Kinder hat der Konzernchef allerdings wenig Zeit, er stürzt sich mit ganzer Kraft in die Unternehmensleitung. Dabei hilft ihm ein bis ins Kleinste geregelter hoch disziplinierter Tagesablauf. In seinem Arbeitszimmer sind es immer kalte 13 Grad, damit sich seine Direktoren aufs Wesentliche konzentrieren und ihn nicht mit Belanglosigkeiten belästigen.
Waffen und Munition für zwei Weltkriege
Gustav Krupp von Bohlen und Halberg sieht sich als Bewahrer der Kruppschen Firmenkultur und als Ex-Diplomat zur Loyalität gegenüber der Staatsmacht verpflichtet. Beides lässt sich für ihn wunderbar verbinden, er arrangiert sich mit jedem Herrscher. Krupp liefert Kaiser Wilhelm II. im Ersten Weltkrieg und Adolf Hitler im Zweiten Weltkrieg so viele Waffen und Munition, wie es das Militär verlangt. 100.000 Zwangsarbeiter schuften während des NS-Regimes bei Krupp.
1943 übernimmt der älteste Sohn Alfried die Führung im Unternehmen. Nach Kriegsende entgeht Gustav Krupp von Bohlen und Halbach dem Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozess durch einen Schlaganfall, der ihn verhandlungsunfähig macht. Er stirbt am 16. Januar 1950.
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- 16. Januar 1950 - Gustav Krupp von Bohlen und Halbach stirbt | mehr
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 7. August 2020 ebenfalls an Gustav Krupp von Bohlen und Halbach. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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