Seit der Antike weiß man, dass beim Reiben von Bernstein – auf Altgriechisch "elektron" - eine wundersame Energie entsteht. So wird Bernstein zum Namensgeber der Elektrizität. Im 18. Jahrhundert sorgen in Europa sogenannte Elektrisiermaschinen für Furore. Sie erzeugen durch Reibung Funken und versetzen Menschen einen überraschenden Schlag.
Auch der 1739 in Bologna geborene Arzt und Anatom Luigi Galvani besitzt solch eine Elektrisiermaschine. Er will erforschen, ob die geheimnisvollen Ströme heilsame Wirkungen für Menschen haben können, wie man in Paris herausgefunden zu haben glaubt.
Leben in toten Fröschen
Am 6. November 1780 seziert Galvani die Schenkel eines Frosches. Er notiert: "Als einer meiner Leute mit der Spitze des Skalpells die Schenkelnerven ganz leicht berührte, schienen sich alle Muskeln wiederholt derart zusammenzuziehen, als wären sie von heftigen Kräften geschüttelt."
Galvani kann es kaum glauben: Der tote Frosch beginnt anscheinend zu leben! In endlosen Versuchsreihen beobachtet er auch Froschschenkel, die er an das Balkongitter hängt. Sie zucken nicht nur bei Gewitterblitzen, sondern sogar, wenn "ich die Haken, welche in das Rückenmark geheftet waren, gegen das eiserne Balkongitter drücke."
Unbewusste Entdeckung verändert die Welt
"In jedem Lebewesen steckt elektrische Energie!", schreibt Galvani, als er 1791 seine Ergebnisse veröffentlicht. Er irrt, aber unbewusst hat er eine andere Entdeckung gemacht: Er hat Elektrizität nicht durch Reibung, sondern elektrochemisch mit Hilfe zweier verschiedener Metalle erzeugt. Luigi Galvanis zuckende Froschschenkel verändern die Welt.
Sein Landsmann Alessandro Volta begreift es als Erster: Froschnerven reagieren wie elektrisierte Menschen nur auf durchfließenden Strom. Dessen Ursprung liegt in verschiedenen Metallen, die den Körper berühren. Nach diesem Prinzip konstruiert Volta im Jahr 1800 die erste Batterie der Welt.
Voltas Verbeugung vor dem großen Kollegen
Als "Voltasche Säule" geht sein Apparat aus gestapelten Kupfer- und Zinkplatten mit salzwassergetränkten Filzlappen dazwischen in die Geschichte ein. Den zugrunde liegenden elektrochemischen Prozess aber nennt Alessandro Volta in kollegialer Anerkennung Galvanismus.
Luigi Galvani erlebt weder die Widerlegung seiner These zur elektrischen Energie noch die Voltasche Säule. Als französische Revolutionstruppen das unter päpstlicher Herrschaft stehende Bologna einnehmen, verliert der papsttreue Naturforscher alle seine Ämter. Völlig verarmt stirbt er am 4. Dezember 1798 mit nur 61 Jahren.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 6. November 2020 ebenfalls an Luigi Galvani. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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