Friede Springer, Verlegerin

15. August 1942 - Friede Springer wird geboren

Stand: 15.08.2017, 00:00 Uhr

Hamburg, August 1965: Die 23-jährige Friede Riewerts stellt sich im Privathaus des Verlegers Axel Springer als Kinderfrau vor. "Er kam die Treppe runter, ich habe höflich 'Guten Tag' gesagt, und er hat gesagt: 'Mein Gott!'", erinnert sich die Gärtnertochter von der Nordseeinsel Föhr. Springer ist 30 Jahre älter als sie, zum vierten Mal verheiratet und sofort verliebt.

"Ich glaube, ein Dreivierteljahr später hat er sich schon von seiner damaligen Frau getrennt", erinnert sich die ehemalige Kinderfrau. Sie und Springer werden ein Paar, 1978 heiraten die beiden. Friede Springer ist die fünfte Ehefrau des Verlegers. Sein Kommentar: "Ich nehme mir das Recht heraus, Frauen regelmäßig auszutauschen."

Friede Springer, Verlegerin (Geburtstag 15.08.1942)

WDR 2 Stichtag 15.08.2017 03:53 Min. Verfügbar bis 13.08.2027 WDR 2


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Alles - nur keine Kinder

"Es wurde eine sehr, sehr glückliche Ehe", sagt Friede Springer. "Wir waren nie getrennt, wir haben alles zusammen gemacht." Sie sei oft in den Verlag gefahren und habe zugehört. So sei sie in viele Dinge reingewachsen. Axel Springer formt die junge Frau nach seinen Vorstellungen: Designerkleider, Benimm- und Sprachkurse, Einführung in kaufmännische Grundsätze.

"Du bist alles für mich", habe Springer zu ihr gesagt. "Du bist meine Sekretärin, meine Mutter, meine Pflegerin, meine Freundin und meine Geliebte und meine Frau!" Nur Mutter werden darf Friede nicht. "Ich hätte gerne vier Söhne gehabt." Aber Axel habe gesagt: "Dann musst Du Herrn Meier, Herrn Müller oder Herrn Schmitt heiraten, dann kannst Du auch Kinder haben."

"Für ihn gelebt"

Friede Springer akzeptiert die Bedingung. Sie lebt im Luxus: Wohnungen in Hamburg und Berlin, ein Haus in Griechenland, Privatjet, Jacht. Sie ist die Frau an seiner Seite: still, bescheiden, widerspruchslos. "Ich habe für ihn gelebt, ich habe 100 Prozent meiner Zeit ihm geschenkt", sagt Friede Springer. "Und ich glaube, das war für ihn wichtig."

Axel Springer schätzt die Ergebenheit seiner Frau - bis zu seinem Tod im September 1985. Sie wird mit 43 Jahren Haupterbin seines Medien-Imperiums, das allerdings an Größe verloren hat. Drei Viertel des Verlagshauses hatte Axel Springer verkauft: Die Verlegerfamilie Burda ist zu einem Viertel beteiligt, Leo Kirch zu zehn Prozent, der Rest ist an der Börse notiert.

Gegen alle Widerstände

Die junge Witwe wird vom Management nicht ernst genommen. "Viele haben es mir nicht zugetraut. Der eine zog mich in eine Richtung, der andere in die andere Richtung." Die ersten Jahre sei sie nur damit beschäftigt gewesen, sich loszureißen, erzählt Friede Springer. "Auch wenn man mal die Nächte durchgeweint hat, am nächsten Morgen hat man weitergemacht."

Sie setzt sich gegen alle Widersacher durch - und erwirbt die Mehrheit an dem Verlagshaus zurück. Bis 2006 ist sie deswegen hoch verschuldet. Heute gilt der Springer-Konzern als eines der größten Medienunternehmen. Friede Springer ist mit einem Privatvermögen von rund vier Milliarden Euro die reichste Frau der Branche. Einen Großteil ihres Geldes investiert sie in ihre Stiftungen.

"Träume noch von ihm"

Friede Springer lebt zurückgezogen, liest viel, hört gern Radio, reist. Einen neuen Mann gibt es nicht in ihrem Leben. Ihre große Liebe bleibt Axel Springer: "Ich träume sogar noch von ihm. Im Grunde lebe ich sein Leben nach wie vor."

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