"Die Polizei stoppte neben meinem Wagen und sagte: Halt an!", erinnert sich Rodney King. Der schwarze US-Amerikaner ist am 3. März 1991 nach einem Basketballspiel in Los Angeles unterwegs. Er ist betrunken und fährt zu schnell. Als die Polizei den 25-Jährigen stoppen will, gibt er Gas. Nach einer Verfolgungsjagd fordern die Beamten den 25-Jährigen auf, sein Auto zu verlassen.
Was dann geschieht, filmt ein Anwohner: Mehrere Polizisten umringen King. Insgesamt vier Beamte misshandeln ihn so lange, bis er regungslos in einer Blutlache liegt. "Ich habe geheult wie ein Hund und gebetet, dass ich nicht sterbe."
Anklage dank Video
Schwarze Amerikaner sterben drei Mal so häufig wie weiße bei Polizeieinsätzen. 99 Prozent dieser Tötungen bleiben ohne Anklage. Bei Rodney King ist das anders: Dank der Filmaufnahmen stehen die vier Polizisten ein Jahr später vor Gericht.
"Wenn man dieses Video sieht, muss man kein Jurist sein, um zu erkennen: Das ist falsch, das ist schlecht, das ist kriminell", sagt Chefankläger Terry White in seinem Schlussplädoyer. Er hat wie King eine dunkle Hautfarbe.
Krawalle nach Freispruch
Doch die Jury, in der keine Afroamerikaner sitzen, folgt der Verteidigung - die auf Notwehr plädiert. Die vier Beamten werden am 29. April 1992 freigesprochen.
Das Urteil löst Empörung aus. In Los Angeles folgen schwere Krawalle, die mehrere Tage anhalten. Am Ende gibt es über 50 Tote, rund 2.000 Verletzte und etwa 1,5 Milliarden Dollar Sachschaden.
Polizeigewalt geht weiter
Im Zivilprozess werden die vier Polizisten 1993 doch noch verurteilt - zu jeweils 30 Monate Haft. Rodney King erstreitet 3,8 Millionen Dollar Schmerzensgeld für erlittene Knochenbrüche, Nervenschäden und eine Gesichtslähmung. 2012 ertrinkt er in seinem Pool.
In den vergangenen Jahren sorgt Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA immer wieder für Schlagzeilen. Im Mai 2020 stirbt der Afroamerikaner George Floyd, als ihm ein weißer Polizist bei einer Verhaftung sein Knie mehrere Minuten lang auf den Hals drückt. Der 46-Jährige fleht wiederholt um Hilfe: "Ich kann nicht atmen."
Black-Lives-Matter-Bewegung
In der Folge gewinnt die Black-Lives-Matter-Bewegung Anhänger auf der ganzen Welt. Doch auch nach dem Tod von George Floyd sterben in den USA weitere Afroamerikaner durch Polizeigewalt.
Bei der Trauerfeier für Georg Floyd bringt seine Nichte die Ohnmacht der Schwarzen auf den Punkt: "Irgendjemand hat gesagt: Macht Amerika wieder großartig! Wann war Amerika jemals großartig?"
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