26. August 1841 - Hoffmann von Fallersleben dichtet das Deutschlandlied

Stand: 26.08.2016, 00:00 Uhr

Am Strand von Helgoland spaziert August Heinrich Hoffmann von Fallersleben am 26. August 1841, damals gehört der Felsen zu Großbritannien. Der 43-jährige Professor der Germanistik hat bereits hunderte Lieder geschrieben, Kinderlieder, Studentenlieder, politische Lieder. "Wenn ich dann so wandelte einsam auf der Klippe, da ward mir so eigen zu Muthe ... Ich musste dichten. So entstand am 26. August das Lied 'Deutschland, Deutschland über alles'", erinnert er sich.

Hoffmann von Fallersleben träumt in dem Lied von einer vereinten Nation, die es noch nicht gibt. "Deutschland, Deutschland über alles,/Über alles in der Welt,/... Von der Maas bis an die Memel,/ Von der Etsch bis an den Belt" dichtet er. In der zweiten Strophe preist von Fallersleben den deutschen Wein, deutschen Gesang und deutsche Frauen. Und in der dritten erfindet er den Dreiklang, der in die Geschichte eingeht: "Einigkeit und Recht und Freiheit". "Wenn wir bedenken, dass die französische Republik das Motto 'Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit' hat, ist zu verstehen, dass Hoffmann von Fallersleben einen – für ihn wichtigen – Dreiklang gewählt hat", erklärt Peter Mario Kreuter, der als Historiker zur Kulturgeschichte der Nationalhymnen forscht.

Adenauer wird mit Schlagern empfangen

Die Melodie ist als Kaiserlied von Österreich bekannt, Joseph Haydn hat sie 1797 komponiert. "Das Lied der Deutschen" wird 1841 erstmals öffentlich gesungen, auf dem Hamburger Jungfernstieg. Dann verschwindet es in der Versenkung. Hoffmann von Fallersleben erlebt den Erfolg seines Liedes nicht mehr. Er stirbt 1874 als Bibliothekar von Schloss Corvey.

Ab 1900 wird "Das Lied der Deutschen" immer häufiger gesungen. Zur Nationalhymne wird das Lied erst in der Weimarer Republik: 1922 bestimmt es Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) zur Nationalhymne. Ab 1933 singen die Nationalsozialisten nur noch die erste Strophe, "Deutschland, Deutschland über alles". Nach dem Krieg werden alle Nazi-Gesänge verboten - doch nicht das Deutschlandlied. Dennoch hat die Bundesrepublik bis 1952 keine offizielle Nationalhymne. "Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) wurde mit allen möglichen Weisen empfangen, unter anderem mit dem Schlager und Karnevalslied 'Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien'", erklärt Peter Mario Kreuter.       

 Erste Strophe wird 1990 außer Kraft gesetzt

Schließlich drängt Konrad Adenauer den Bundespräsidenten Theodor Heuss (FDP), wieder "Das Lied der Deutschen" als Hymne zu bestimmen. Bei offiziellen Anlässen soll nur die dritte Strophe gesungen werden. Nach ihrem Sieg bei der Fußball-WM von 1954 singen Spieler und Zuschauer jedoch die erste Strophe, "Deutschland, Deutschland über alles". Das klingt für viele überheblich und bedrohlich. "Dieser Strophe hängt nach, dass mit ihr die Verbrechen der Nazis begangen worden sind", erklärt Kreuter. 1990 wird sie außer Kraft gesetzt.

40 Jahre lang hören die europäischen Nachbarn genau hin, welche Strophe des Deutschlandlieds erklingt, auch am 9. November 1989. Als die Abgeordneten im Bundestag von der Öffnung der Grenzen erfahren, singen sie spontan ",Einigkeit und Recht und Freiheit", die erlaubte dritte Strophe. Im August 1991 entscheidet Bundespräsident Richard von Weizsäcker (CDU): "Die dritte Strophe ... bringt die Werte verbindlich zum Ausdruck, denen wir uns als Deutsche, als Europäer und als Teil der Völkergemeinschaft verpflichtet fühlen."

Doch bei einer Umfrage im Jahr 2009 konnte nicht einmal die Hälfte der Befragten den Text aufsagen.

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 26. August 2016 ebenfalls an das Deutschlandlied. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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