Als die Geschäfte nach dem Corona-Lockdown im Mai 2020 wieder öffnen, werden fast 40 Prozent mehr Fernseher verkauft als im Vorjahresmonat. Der Absatz von Monitoren, Notebooks und Druckern steigt ebenfalls. Doch wohin mit den Altgeräten? Die Frage beschäftigt Umweltschützer, Verbraucher und Politik schon seit Jahren. Denn der Berg an Elektroschrott wächst. Sind es 2005 in der EU noch etwa neun Tonnen, rechnet man für 2020 schon mit über zwölf.
"Die Geräte werden immer kurzlebiger und oft falsch entsorgt", weiß Philipp Sommer von der Deutschen Umwelthilfe. Viele aussortierte Geräte wie Föhn oder Toaster landen im Hausmüll oder gelangen illegal nach Asien oder Afrika. Das ist für die Menschen dort eine ernste, oft sogar tödliche Belastung.
Elektroschrott kostet Leben
In Ghanas Hauptstadt Accra etwa gibt es eine riesige Elektromüllhalde. Auf der Suche nach Verwertbarem brechen Menschen Computer und Fernseher auseinander. "Ich habe hier schon Kinder gesehen, die ständig Kopfschmerzen haben und Blut husten, weil ihre Körper mit Chemikalien verseucht sind", berichtet Mike Anane. Der ghanaische Journalist kämpft gegen den Export von giftigem Abfall in sein Land: "Die Welt darf nicht länger zuschauen, wie der Schrott bei uns Leben zerstört."
Schon Anfang der 90er-Jahre will Bundesumweltminister Klaus Töpfer die Händler zur Rücknahme alter Geräte verpflichten. Er scheitert am Widerstand der Industrie. Erst zehn Jahre später verabschiedet die EU eine Richtlinie, die Deutschland 2005 umsetzt: Am 18. August tritt das Elektro- und Elektronikgerätegesetz in Kraft. Seitdem ist jeder Hersteller für seine Geräte verantwortlich: von Produktion bis Entsorgung.
Gesetz wird nachgebessert
Doch viele Menschen werfen Altgeräte immer noch in die Restmülltonne. Es mangelt an zentralen Sammelstellen und Aufklärung. 2015 passt Umweltministerin Barbara Hendricks das Gesetz an. Jetzt dürfen Verbraucher Geräte mit einer Kantenlänge von maximal 25 Zentimetern im Laden abgeben - allerdings nur bei Händlern mit mindestens 400 Quadratmeter Verkaufsfläche. Für größere Geräte gilt das nur, wenn man ein entsprechendes neues kauft.
Selbst diese Regelung bringt nicht den gewünschten Erfolg. 2018 erreicht die Sammelquote nicht einmal das Minimalziel von 45 Prozent. Für dieses Jahr hat man sich gar eine Quote von 65 Prozent erhofft. "Diese wird massiv verfehlt werden", prognostiziert Sommer: Die Rückgabe müsse noch einfacher und die Entsorgung besser kontrolliert werden. Immer noch werden jährlich bis zu 400.000 Tonnen Elektroschrott illegal exportiert - allein aus Deutschland.
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