Käse in der Plastikschale, eingeschweißte Gurken, Bonbons einzeln eingewickelt. Der Einkauf im Supermarkt ist geradezu eine Verpackungsorgie. Rund 220 Kilogramm an Dosen, Schalen, Bechern, Flaschen und Folien wirft jeder Bundesbürger pro Jahr in den Müll: eine schier unvorstellbare Zahl, die auch die Politik alarmiert.
Anfang der 1990er-Jahre wird deshalb immerhin das Recyceln von Verpackungen auf die Fahnen geschrieben: Was nicht mehr gebraucht wird, soll zurück in den Wertstoffkreislauf. Für Kunststoffe wird in Deutschland das Sammel- und Verwertungssystem des Grünen Punkts angeboten: eine Sammlung und Entsorgung, die im Verbraucherhaushalt mit der Mülltrennung in der Gelben Tonne beginnt.
Problemfall Trittbrettfahrer
Voraussetzung hierfür ist die erste sogenannte Verpackungsverordnung, die die Regierung aus CDU, CSU und FDP 1991 beschließt. Sie verpflichtet die Wirtschaft erstmals, auf den Markt geworfene Verpackungen zurückzunehmen und sich an deren Recyceln mit einer Gebühr zu beteiligen.
Aber in den Unternehmen regt sich Widerstand, einige "Trittbrettfahrer" weigern sich, zu zahlen. Die damalige Umweltministerin Angela Merkel (CDU) drängt auf eine Modifizierung. Am 21. August 1998 beschließt der Bundestag eine Neufassung.
Monopol für "Grüner Punkt" beendet
Die neue "Verordnung über die Vermeidung und Verwertung von Verpackungsabfällen (VerpackV)" entwirft ein System unterschiedlicher Verpackungstypen und dient dem Zweck, "die Auswirkungen von Abfällen aus Verpackungen auf die Umwelt zu vermeiden oder zu verringern".
Letztendlich wird auch das Monopol des "Grünen Punkts" aufgebrochen, der von der Duales System Deutschland GmbH (DSD) betrieben wird. Das ist ein Verbund von Firmen der Lebensmittel- und Verpackungsbranche in Deutschland.
Kein Verzicht auf Kaffee zum Gehen
Weniger Verpackungsmüll ist es seither nicht geworden - im Gegenteil. Das Umweltbundesamt registriert 2015 den höchsten Wert. Schuld daran sind letztlich die Verbraucher selbst, die immer mehr Fertiggerichte verzehren und auf ihren Coffee to Go nicht verzichten wollen.
Gestiegen sind aber die Recyclingquoten. Laut Umweltbundesamt werden 85 Prozent aller weggeworfenen Flaschen wieder zu neuem Glas verschmolzen. Bei Weißblech und Aluminium liegt die Quote sogar bei über 90 Prozent.
Problem bleibt Plastik: Hier wird nur die Hälfte wiederverwertet – etwa als Parkbank, Teppich oder Fleece-Pullover. Deshalb schreibt ein neues Gesetz der Industrie ab 2019 jährlich ansteigende Recyclingquoten für Kunststoff vor.
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Stichtag am 22.08.2018: Vor 105 Jahren: Gebärstreikdebatte Berlin