22.02.2011: Schweres Erdbeben zerstört Christchurch

Stand: 22.02.2016, 00:00 Uhr

In weniger als einer halben Minute stürzt Christchurch in die schlimmste Katastrophe seiner Geschichte. Das Leben in der City pulsiert, als plötzlich gegen Mittag ein mächtiges Beben Neuseelands zweitgrößte Stadt aus der Bahn wirft. Mit der Stärke 6,3 auf der Richterskala bringt es Hochhäuser ins Wanken, Straßen reißen meterweit auf, Gebäude fallen in sich zusammen. Die Menschen rennen um ihr Leben, um den herabstürzenden Trümmern zu entgehen. Chaos bricht aus.

Kaum eine Großstadt der Südhalbkugel wurde auf so instabilem Grund errichtet wie Christchurch. Nahe der Küste steht die Metropole von Neuseelands Südinsel auf Schwemmland, direkt über einer tektonischen Grenzlinie des Pazifischen Feuerrings. Nur fünf Kilometer unter der Erde presst sich die Pazifische Platte gegen die Australische und setzt dabei ungeheure Kräfte frei. Die Menschen haben gelernt, mit der Bedrohung zu leben, leichtere Erdstöße werfen sie nicht um. Dieses Beben jedoch verändert Christchurch für immer.

Eine Stadt in Agonie

Kein halbes Jahr zuvor hat bereits das so genannte Darfield-Beben die Küstenregion hart getroffen. Es ist das folgenschwerste Erdbeben seit 1931. Menschen kommen am 4. September 2010 nicht zu Tode, doch allein in Christchurch werden rund 500 Gebäude beschädigt oder zum Einsturz gebracht. Mit einer Schadenshöhe von umgerechnet rund drei Milliarden Euro ist es das bislang teuerste Erdbeben der neuseeländischen Geschichte. Bis Anfang 2011 zeichnen Seismografen fast 5.000 Nachbeben auf. Die Geologen warnen, eine noch heftigeres Beben als im September sei zu erwarten.

Am 22. Februar 2011 um 12.51 Uhr erzittert Christchurch unter einem gewaltigen Erdstoß. Zwei Minuten nach dem Hauptbeben setzen weitere Nachbeben ein. Vor allem die gemauerten Häuser der 350.000-Einwohner-Stadt halten den Erschütterungen nicht stand. Viele historische Gebäude stürzen ganz oder teilweise ein, darunter auch die neugotische Kathedrale. Geborstene Wasserleitungen überfluten Teile der Stadt, in einigen Gebieten verflüssigt sich der sandige Boden. 185 Bewohner kommen bei der Katastrophe ums Leben, mehr als 5.900 werden verletzt. Allein unter den Trümmern des Gebäudes eines Fernsehsenders sterben 115 Menschen. "Die Stadt ist in absoluter Agonie", stellt Premierminister John Key betroffen fest. "Dies ist Neuseelands dunkelster Tag."

Christchurch erschafft sich neu

Zwei Wochen nach dem Unglück zieht Erdbeben-Minister Gerry Brownlee eine erste Bilanz. Rund 80 Prozent der Innenstadt von Christchurch und mehr als 100.000 Gebäude sind teils schwer beschädigt. Etwa 10.000 Wohnhäuser müssen abgerissen werden, einige Straßenzüge erklärt Brownlee für komplett unbewohnbar. Neun Monate lang gleicht die vorher so geschäftige City einer Geisterstadt. Für Neuseeland mit seinen nur 4,4 Millionen Einwohnern sind die Folgen kaum abschätzbar. Immerhin erbringt Christchurch allein etwa 15 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes. Die Gesamtkosten des Bebens schätzen Experten auf umgerechnet etwa zehn Milliarden Euro, also das Dreifache des Darfield-Bebens.

Premierminister Key verspricht den geschockten Bewohnern, ihre Stadt wieder auferstehen zu lassen – koste es was es wolle. Wer sein Haus verloren hat, wird von der Regierung entschädigt. Dennoch verlassen über 10.000 Einwohner die Trümmerwüste. Wer bleibt, lebt fortan auf einer der größten Baustellen der Welt. Bob Parker, bis 2013 Bürgermeister von Christchurch, sieht die Katastrophe auch als Chance: "Wir haben die Gelegenheit, etwas Einmaliges zu schaffen: Eine Stadt des 21. Jahrhunderts, grün und umweltverträglich." Vor allem soll im neuen Christchurch weniger hoch als flach gebaut werden, denn der Crash der Kontinentalplatten bleibt eine ständige Bedrohung. Nur vier Monate nach dem Monsterbeben erschüttert im Juni 2011 der nächste Erdstoß die Stadt und bringt erneut 50 Häuser zum Einsturz.

Stand: 22.02.2016

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