Die Inkastadt Machu Picchu

24. Juli 1911 - Entdeckung der Inkastadt Machu Picchu

Stand: 24.07.2016, 00:00 Uhr

Die Inkastadt Machu Picchu thront auf einem Bergrücken hoch über dem Tal des Urubambaflusses am Osthang der Anden. Ihr Entdecker, der amerikanische Historiker Hiram Bingham, war überwältigt von den Terrassen und Wohnhäusern vor dem Hintergrund der gewaltigen Berge. "Im Juli 1911 betraten wir zum ersten Mal jene wundervolle Schlucht des Urubamba, wo der Fluss dem kalten Gebiet bei Cusco entflieht und zwischen gigantischen Granitfelsen hindurchstürzt."

Anfang des 20. Jahrhunderts sucht Hiram Bingham im Auftrag der Yale-Universität in Peru nach Spuren des Inkareichs. Es war im 16. Jahrhundert mit Ankunft der spanischen Eroberer untergegangen. Einheimische berichten ihm von Ruinen, die auf einem Berg stehen, den sie Machu Picchu –  "alter Gipfel" – nennen. Am 24. Juli 1911 erreicht Bingham die Inkastadt. "Plötzlich befand ich mich inmitten eines Labyrinths von schönen Granit-Häusern. Sie waren mit Bäumen und Moos und der Vegetation von Jahrhunderten überwuchert", schreibt Bingham, der angeblich das Vorbild für die Filmfigur des Indiana Jones war.

Wozu diente Machu Picchu?

Mit seinen Mitarbeitern legt Bingham die Anlage frei und erfasst sie kartographisch. Und er spekuliert, wozu sie einst gedient haben mochte. War sie der geheime Rückzugsort der Inkafürsten vor den spanischen Eroberern? Oder das Heim der sagenhaften Sonnenjungfrauen? Weder noch, erklärt Karoline Noack, Professorin für Altamerikanistik und Ethnologie an der Universität Bonn. "Machu Picchu war eine Art Landsitz des bekanntesten Inka, des neunten Inkaherrschers Pachacútec."

Mit Pachacútec sind die größten Eroberungen der Inka verbunden, die vom 13. bis 16. Jahrhundert in Südamerika herrschten. Zunächst regierten sie nur im heutigen Peru. Aber nachdem Pachacútec Mitte des 15. Jahrhunderts die Chankas besiegt hatte, den größten Feind der Inka, reichte das Imperium schon bald von Ecquador bis Chile. "Nach der Eroberung der Chankas war es ihm möglich, am unteren Urubambafluss Machu Picchu zu erbauen – als ein Zeichen für seinen militärischen Sieg", sagt die Forscherin Karoline Noack.

Die Spanier haben Machu Picchu nie gefunden

Wenn es in Cusco, der rund 75 Kilometer entfernten Hauptstadt des Inkareichs, in der Trockenzeit zu kalt wurde, zogen sich die Herrscherfamilien in die Bergregion zurück. "Diese Landsitze dienten den Familien als Wohnort und als ein wichtiger sakraler und heiliger Ort", sagt Noack. Vom Tal aus war Machu Picchu nicht zu sehen und durch seine Landwirtschaftsterrassen und das ausgeklügelte Bewässerungssystem vollkommen autark. Überall plätscherten Brunnen und blühten Blumen. "Der Inka Pachacútec, sagt man, mochte gern Orchideen", so Noack.

Als die Spanier im 16. Jahrhundert Peru eroberten, verloren die Inka ihre Macht und ihre herrschaftlichen Landsitze gerieten in Vergessenheit. Die Spanier haben Machu Picchu nie gefunden.

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