31. März 2015 - Ende der Milchquote

Stand: 31.03.2020, 00:00 Uhr

"Wir haben Milch produziert und eben zu viel Milch produziert", erinnert sich Landwirt Dieter Grafen an die Zeit vor 1984. Es ist die Zeit der "Milchseen" und "Butterberge". Denn egal wie viel die Bauern liefern, Brüssel zahlt zu garantierten Preisen. Die hatte einst die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) eingeführt, um die Produktion in der Nachkriegszeit zu steigern.

Doch die Ausgaben der EWG explodieren, in den Lagerhallen türmen sich Berge aus Magermilchpulver. Die Politik muss handeln und beschließt eine Begrenzung der garantierten Abnahme von Milch. "Wir wollen die Produktion also so weit zurückführen, dass wir trotzdem mit ordentlichen Preisen für unsere Erzeuger eine Existenzsicherheit bieten", verspricht der damalige Bundeslandwirtschaftsminister Ignaz Kiechle (CSU).

Ende der Milchquote in der Landwirtschaft (am 31.03.2015)

WDR 2 Stichtag 31.03.2020 04:16 Min. Verfügbar bis 28.03.2030 WDR 2


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Preise sollen Existenz sichern

Jeder Staat bekommt zum April 1984 eine Quote für die Milchproduktion zugewiesen. Deutschland reicht diese an die Bauern weiter. Doch das System ist kompliziert und auch ungerecht. Quoten werden verpachtet, geleast oder verkauft - und auch mit einigen Tricks umgangen.

"Sofamelker", schimpfen aktive Landwirte über jene, die nicht mehr selbst im Stall stehen. Und wer seinen Betrieb vergrößern will, muss zunächst einmal für die Quote zahlen. Geld, das für Investitionen auf den Höfen fehlt.

Vier von fünf Landwirten geben auf

Immerhin: Mit Hilfe der Quote trocknen die Milchseen aus, doch die versprochene Preissicherung bleibt aus. In den 2000er Jahren deckt der Milchpreis kaum mehr die Kosten. Nach Einführung der Quote geben vier von fünf Landwirten auf.

"Profitiert von der ganzen Quotenregelung haben in erster Linie die, die nicht gemolken haben. Die, die Arbeit hatten, haben dabei ganz gewaltig Haare gelassen", sagt Landwirt Dieter Grafe bitter.

Zudem setzen die Europäische Union (EU) und die Welthandelsorganisation (WTO) immer mehr auf freien Handel statt auf gezielte Wirtschaftslenkung. So beschließen die europäischen Agrarminister 2003 das Ende der Milchquote zum 31. März 2015.

Milchpreise im freien Fall

Die lange Übergangsphase soll den Bauern Zeit geben, um sich auf den freien Markt einzustellen. Aber viele nutzen die Jahre vor Quotenende vor allem, um ihre Betriebe zu vergrößern - mit ungewünschten Folgen.

Nach dem Wegfall der Quote purzeln die Milchpreise in den Keller. Die EU springt 2016 mit einem 500-Millionen-Euro-Programm ein, honoriert nun Landwirte, die freiwillig ihre Produktion drosseln. Heute zahlt die EU nicht mehr für die Milchmenge, die Bauern liefern, sondern eher für die Art, wie sie produzieren.

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