Sind sich die US-Parlamentarier einmal einig, ist selbst der Mann im Weißen Haus machtlos. So wird 1920 trotz eines Vetos von Präsident Wilson ein landesweites Alkoholverbot verhängt. Doch die Prohibition erweist sich als totaler Fehlschlag; bereits 1933 wird sie wieder aufgehoben. Die großen Brauereien rüsten sich, den nun legalen Bierdurst flächendeckend zu stillen.
Bei der Krueger Brewing Company in Newark, New Jersey ist George Newman für die Logistik des Unternehmens zuständig. Die bundesweite Bierauslieferung in Flaschen und Fässern ist so umständlich wie teuer. Newman testet deshalb eine radikal neue Vertriebsmethode, die den Transport revolutionieren könnte. Als erste Brauerei der Welt füllt Krueger 1933 sein Bier in Weißblechdosen ab.
Dose schützt vor UV-Strahlen
Es dauert aber noch zwei Jahre, bis das Bier in gelöteten Weißblechdosen tatsächlich marktreif ist. Zum Öffnen braucht man ein Spezialwerkzeug, vor allem aber verändert das Metall unangenehm den Geschmack des durch Erhitzen haltbar gemachten Gerstensaftes. Am 24. Januar 1935 bringt die Krueger Brewing Company die ersten beschichteten Bierdosen in den Handel.
"Die Dose ist neben dem Fass die beste Verpackung, viel besser als eine Flasche", sagt Matthias Kliemt, diplomierter Bier-Sommelier in Recklinghausen. Bier reagiert äußerst empfindlich auf die UV-Strahlung der Sonne und ist auch in dunklen Flaschen nur begrenzt haltbar. "Die Dose dagegen", lobt der 3-Sterne-Sommelier, "ist lichtundurchlässig und am Verschluss absolut dicht."
Getränkedosen: Trotz Recycling ein ökologisches Riesenproblem
Bundesdeutsche Biertrinker können 1951 erstmals "Henninger Export" aus Frankfurt/Main in der Dose kaufen – ein Jahr, nachdem Coca Cola die erste Brause in Blech herausgebracht hat. Abgefüllt wird das Bier vom Verpackungsriesen Schmalbach-Lubeca, der 1963 den Ring-Pull-Verschluss für Getränkedosen einführt.
Proll-Image und Blech-Lawine
Hierzulande prägen lange Zeit Billigmarken von Großbrauereien das Proll-Image der Dose. Doch sie setzt sich in der gesamten Getränkeindustrie unaufhaltsam durch und verursacht trotz Dosen-Recycling eine Müll-Lawine. Obwohl wiederverwertbar wird ein Großteil als Einwegverpackung verbrannt.
Aus ökologischer Sicht, so haben Experten errechnet, belastet die Getränkedose die Umwelt im Vergleich zur Mehrwegflasche um das rund das Fünfzigfache. Aller Kritik zum Trotz erobert sich die Dose gerade bei innovativen kleinen Craft-Bieren einen neuen Markt. Die experimetierfreudigen Jungbrauer schätzen ihren unübertroffenen Lichtschutzfaktor – und den einfachen Transport.
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