Szene aus "Männer"

25. Oktober 1985 - Premiere des Films "Männer"

Stand: 25.10.2020, 00:00 Uhr

Anfang der 1980er Jahren sind Männer in Deutschland ein wichtiges Thema: 1983 fordert Ina Deter: "Neue Männer braucht das Land!", ein Jahr später fragt Herbert Grönemeyer: "Wann ist ein Mann ein Mann?"

Und am 25. Oktober 1985 bringt die 30-jährige Regisseurin Doris Dörrie "Männer" in die Kinos. Sechs Millionen Zuschauer lockt er an die Kinokasse.

Uraufführung der deutschen Filmkomödie "Männer" (am 25.10.1985)

WDR 2 Stichtag 25.10.2020 03:50 Min. Verfügbar bis 23.10.2030 WDR 2


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Vom Hippie zum Yuppie

Für Dörrie ist der Film das Ergebnis einer "Feldforschung": Wie eine Ethnologin habe sie sich zuvor in Kneipen und Vereine geschlichen, um das Verhalten und die Sprache des Mannes in seiner natürlichen Umgebung zu studieren. Das Ergebnis präsentiert sie in "Männer" als leichte und doch melancholische Komödie.

Da ist zum einen Heiner Lauterbach alias Julius Armbrust, erfolgsverwöhnter Werbemanager, einst Sportler, jetzt Sportwagenfahrer und notorischer Fremdgänger: "Ein Mann in der Blüte seiner Midlifecrisis", wie Dörrie sagt. An seinem zwölften Hochzeitstag erfährt er durch einen Knutschfleck, dass seine Frau Paula (Ulrike Kriener) einen Liebhaber hat: einen von Gelegenheitsjob zu Gelegenheitsjob vagabundierenden Grafiker und Späthippie, gespielt von Uwe Ochsenknecht.

Der gehörnte Gatte räumt zum Schein widerstandslos das Feld, quartiert sich tatsächlich aber als "Daniel" in der WG des Konkurrenten ein. Schritt für Schritt macht Armbrust aus dem Aussteiger einen Aufsteiger, aus dem Hippie den Yuppie. Das Rezept geht auf: Der Nebenbuhler wird Paula fremd und langweilig - und sie kehrt zurück zum Original.

Muss Kunst bitter sein?

Manche Kritiker finden, das sei ein allzu versöhnliches Happy End. Die Regisseurin hätte an einer Stelle aufgehört, wo ihre Männer-Studie bitter und wahr hätte werden können. "Die Kritiker haben immer so ein bisschen das Gefühl, wenn sie sich gut unterhalten haben, kann das eigentlich keine Kunst sein", kontert Dörrie. "Das finde ich völlig idiotisch." Heute gilt "Männer" ohnehin ein wenig als Mutter der boomenden Beziehungskomödien.

Dörrie wird durch den Film mit einem Schlag zur erfolgreichsten Regisseurin Deutschlands. "Männer" erhält den Deutschen Filmpreis und die Goldene Leinwand. In den folgenden Jahren sind die Reaktionen auf "Paradies" (1986) oder "Ich und er" (1988) eher verhalten. Ab 1987 schreibt Doris Dörrie auch Erzählungen und inszeniert eigene Geschichten in dem Episodenfilm "Bin ich schön" (1998). Sie schreibt Bücher für Kinder oder übers Kochen ("Die Welt auf dem Teller", 2020), inszeniert klassische Opern und steuert Drehbücher zu Filmen von Kollegen bei, so zu Uli Edels Fernsehfilm "Der Club der singenden Metzger" (2019).

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