Coretta Scott King, Bürgerrechtlerin (Aufnahme von 2005)

Stichtag

31. Januar 2006 - Tod von Coretta Scott King wird bekannt

Stand: 31.01.2016, 00:00 Uhr

"Viele Menschen kennen mich nicht und meinen, ich sei nur Martins Frau gewesen und sei nur zu der geworden, die ich bin, weil ich Martins Frau war", sagt Coretta Scott King. Sie ist die Witwe des US-Bürgerrechtlers Martin Luther King, der am 4. April 1968 in Memphis im Bundesstaat Tennessee erschossen wurde. "Aber meine Mutter lehrte mich: 'Kümmere dich nicht darum, was die Leute über dich sagen, sei einfach, was du bist.'"

Coretta Scott King kommt am 27. April 1927 in Marion im US-Bundesstaat Alabama zur Welt - in einer Zeit, in der die brutale Epoche der Unterdrückung der Schwarzen noch nachwirkt: Ihre Großeltern waren noch Sklaven. Sie wird zwar in Freiheit geboren, leidet aber ebenfalls unter dem Rassismus der Weißen: "Als afroamerikanisches Kind im nach ethnischen Gruppen getrennten Süden aufzuwachsen, hieß eigentlich jeden Tag zu hören, dass ich nicht so gut sei wie ein weißes Kind." Ihre Eltern hätten ihr beigebracht, niemandem zu erlauben, mich für nicht gut genug zu halten. "Meine Mutter sagte mir: 'Du bekommst eine Ausbildung und versuche, etwas daraus zu machen. Dann wirst du nicht von jedem herumgestoßen und wirst von niemandem abhängig sein - nicht einmal von einem Mann.'"

Einem Bombenanschlag entgangen

Coretta wird Klassenbeste. Sie ist sportlich und musisch begabt. Sie singt, tritt in Kirchen auf, bekommt die Solorolle im Schulmusical. Mit einem Stipendium geht sie an die Ostküste auf ein Konservatorium und will Sängerin werden. Doch dann trifft sie den eloquenten Baptistenpfarrer Martin Luther King junior, der sie umwirbt. "Er sagte, er sei wie Napoleon", erinnert sich Coretta später. "Ich sei sein Waterloo und er läge vor mir auf den Knien." Die beiden heiraten 1953, gehen nach Montgomery in Alabama und bekommen vier Kinder. Er arbeitet dort als Pastor und wird zur Stimme der sich gerade entwickelnden US-Bürgerrechtsbewegung.

"Es war gefährlich und anfangs wusste ich nicht wie gefährlich", sagt Coretta Scott King rückblickend. 1956 entgeht sie bei einem Bombenattentat auf das Haus der Familie nur knapp dem Tod. Ihr Mann hält zu diesem Zeitpunkt eine Rede in einer Kirche. Sie habe realisiert: "Wenn wir weitermachen - und ich habe mit meinem Mann den Kampf fortgeführt -, dass auch ich getötet werden könnte." Der gemeinsame Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung dauert 15 Jahre: ungezählte Demonstrationen, Reden, Sit-ins, 1963 der "Marsch auf Washington" und Martin Luther Kings Rede "I have a dream". Die Strategie des gewaltlosen Kampfes hat Erfolg: Mit dem Bürgerrechtsgesetz wird 1964 - 100 Jahre nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg - die Diskriminierung von Schwarzen in Schulen, Büros und Restaurants endlich zumindest formell beendet. Ein neues Wahlrecht sorgt dafür, dass immer mehr Schwarze wählen gehen. Pfarrer King erhält im gleichen Jahr den Friedensnobelpreis.

Leitet 27 Jahre lang das King-Center

Als ihr Mann 1968 ermordet wird, führt Coretta Scott King einen noch von ihm vorbereiteten, weiteren "Marsch auf Washington" an: "Lasst uns nicht vergessen, wenn man ein Kind hungern lässt, dann heißt das, Gewalt antun. Wenn man Kultur, Erziehung und Bildung unterdrückt - das ist Gewalt", sagt sie in ihrer Rede. "Armut und ihre Ursachen hinnehmen - das ist Gewalt." Coretta King wird zu einer Symbolfigur im gewaltlosen Kampf gegen Rassismus, Armut und Krieg. Sie reist durch die ganze Welt, engagiert sich im Ost-West-Konflikt, gegen Apartheid, begleitet den Friedensprozess im Nahen Osten, setzt sich für Frauenrechte und die Schwulenbewegung ein. 1981 spricht sie bei einer Friedensdemonstration im Bonner Hofgarten.

Jedes Jahr begeht Coretta Scott King den Geburtstag ihres verstorbenen Mannes am 15. Februar als "Memorial Day". Jahre später, 1986, erklärt US-Präsident Ronald Reagan den dritten Montag im Januar zum Martin-Luther-King-Gedenktag. Loretta gründet zudem das King-Center für gewaltlosen sozialen Wandel, das sie 27 Jahre lang leitet. Es ist Museum, Gedenkstätte und Archiv - vor allem aber eine Ausbildungs- und Fortbildungsseinrichtung für Gewaltlosigkeit. "Ich habe versucht, die Menschen zu bestärken in ihrem Bewusstsein, dass sie etwas verändern können." 2005 wird Krebs bei Coretta Scott King diagnostiziert, alle Therapien scheitern. Die 78-Jährige stirbt in der Nacht zum 31. Januar 2006 in einer Klinik in der Nähe von Tijuana in Mexiko.

Stand: 31.01.2016

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