Charlie Chaplin

15. Oktober 1940 - Uraufführung von "Der große Diktator"

Stand: 15.10.2020, 00:00 Uhr

Subtiler Komiker, brillanter Schauspieler, Autor und Regisseur: All das ist Charlie Chaplin in Personalunion. Aber lange Zeit bleibt er ein Stummfilmstar. 1936 ist seine Stimme am Ende seiner Kapitalismuskritik "Modern Times" erstmals in einem Nonsens-Song zu hören.

Nach 26 Jahren im Geschäft und 82 abgedrehten Filmen hält Chaplin erstmals in "Der große Diktator" eine Rede. Und wieder in einer Phantasiesprache, die als "Hynkel-Deutsch" in die Filmgeschichte eingeht.

"Demokrazi Schtonk! Liberty Schtonk! Free Sprachen Schtonk!" ist da zu hören: Die Demokratie wird abgeschafft. Die Freiheit wird abgeschafft. Die Redefreiheit wird abgeschafft.

Film-UA "Der Große Diktator" (am 15.10.1940)

WDR 2 Stichtag 15.10.2020 04:16 Min. Verfügbar bis 13.10.2030 WDR 2


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Satire gegen Hitler

Im "Großen Diktator" geht es um Adenoid Hynkel, den rücksichtslosen Tyrannen von Tomanien. Hynkel will ins Nachbarland Osterlich einmarschieren und die Weltherrschaft an sich reißen.

Und dann gibt es noch einen jüdischen Friseur, der sein Gedächtnis verloren hat und Hynkel täuschend ähnlich sieht. Beide werden verwechselt, Hynkel kommt anstelle des Friseurs ins KZ. Und der Friseur hält am Ende eine flammende pazifistische Rede.

Kitschiges Plädoyer für den Frieden

Chaplin spielt den Diktator und den Friseur. Legendär die Szene, wo er so lange tänzelnd mit einem Weltkugel-Luftballon herumspielt, bis dieser platzt.

"Der große Diktator" ist ein am Ende vielleicht etwas kitschiges Plädoyer gegen den Faschismus und für den Frieden in der Welt. Und es ist der erste große US-Film, der deutlich gegen Hitler Position bezieht.

"Vielleicht später"

Zuerst will die Zensurbehörde den Film gar nicht freigeben: Die Deutschen haben Einspruch erhoben gegen die "Verhöhnung". US-Präsident Franklin D. Roosevelt und Großbritanniens Premierminister Winston Churchill indes sind bei Vorab-Aufführungen begeistert.

Am 15. Oktober 1940 hat "Der große Diktator" Premiere und schlägt an den Kassen sogar "Vom Winde verweht". Ein Teil der Kritik allerdings wirft dem Briten Chaplin Kriegshetze vor – noch sind die USA neutral.

Bei einer unangekündigten Probe-Aufführung der Militärregierung 1946 in Berlin ist der Applaus verhalten. "Uns ist der originale Spaß zu teuer gekommen, als das wir jetzt schon die Satire davon heiteren Auges sehen könnten", urteilt damals der renommierte Theaterkritiker Friedrich Luft. "Darum zeige man uns den Film nicht jetzt. Vielleicht später. Sehr viel später." Und tatsächlich kommt "Der große Diktator" in Deutschland erst 1958 in die Kinos.

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