8. Dezember 1864 - Geburtstag von Camille Claudel

Stand: 08.12.2019, 00:00 Uhr

Schon als Kind ist Camille Claudel mit Talent gesegnet. Mit zwölf Jahren formt sie ohne Vorkenntnisse oder Vorbilder Bismarck, Napoleon und ihren Bruder aus Ton. Ein erstaunter Bildhauer hält sie deshalb für eine Schülerin seines umstrittenen Kollegen Auguste Rodin. Mit ihm wird sie schon verglichen zu einer Zeit, als sie seinen Namen noch nie gehört hat.

Erst sehr viel später wird sie tatsächlich Rodins Schülerin.

Camille Claudel, frz. Bildhauerin (Geburtstag 08.12.1864) WDR 2 Stichtag 08.12.2019 04:14 Min. Verfügbar bis 05.12.2029 WDR 2

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Sie küssen und sie schlagen sich

Geboren wird Claudel am 8. Dezember 1864 als älteste Tochter eines Hypothekenverwalters im nordfranzösischen Fère-en-Tardenois. Da Camilles Tonfiguren Anklang finden, ihr Bruder Paul Talent zum Schreiben zeigt und die Schwester Louise so schön Klavier spielen kann, beschließt der Vater, sie mit der Mutter, die davon nicht begeistert ist, nach Paris übersiedeln zu lassen.

Frauen dürfen nicht an die Kunstakademie. Also bekommt Claudel mit 19 Jahren Privatunterricht. Mit anderen Frauen mietet sie sich ein Atelier. Einmal in der Woche korrigiert Rodin ihre Arbeiten. 1884 modelliert er erstmals ihr Gesicht, zwei Jahre später stellt er sie als – unbezahlte – Gehilfin ein. Sie arbeiten zusammen, lieben sich, streiten sich, trennen sich. Denn Rodin will seine langjährige Lebensgefährtin für sie nicht verlassen.

Kann eine Frau so etwas schaffen?

In ihren Arbeiten legt Claudel weniger Wert auf Bewegung als Rodin. Ihr geht es um den entscheidenden Augenblick. Beim tanzenden Paar der Skulptur "Walzer" etwa hält sie den Moment vor dem Sturz des halbnackten Paares fest, bei der "Welle" friert sie jenen Moment ein, bevor der Kamm brechen wird. Mit ihren Werken hat Claudel Erfolg – auch wenn die männlich dominierte Kunstwelt kaum glauben will, dass eine Frau so etwas schaffen kann.

Im öffentlichen Leben aber kommt die aufmüpfige und kompromisslose Claudel nicht zurecht. Immer wieder zerstreitet sie sich mit ihrer Umgebung, erliegt immer mehr dem Wahn, von Rodin verfolgt zu werden. Sie verwahrlost zusehends, schickt einmal sogar Exkremente an die Kunstbehörde. 1913 lassen ihre Mutter und ihr Bruder sie in die Irrenanstalt einliefern.

Hier sitzt sie 30 Jahre ein, ohne ein einziges Mal wieder Ton in die Hand zu nehmen. Sie schreibt verzweifelte Briefe, fleht um Entlassung. Aber die Mutter bleibt hart. Anders als Camilles Bruder, der inzwischen gefeierte Schriftsteller Paul Claudel, besucht sie ihre Tochter nicht einmal.

Camille Claudel stirbt 1943 in Montdevergues. 2017 eröffnet in Nogent-sur-Seine ein Museum, das der Bildhauerin gewidmet ist. Es zeigt 40 ihrer nur rund 90 bekannten Werke.

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