5. Oktober 1885 - Gründung des ersten deutschen Vereins von "Blaues Kreuz"

Stand: 05.10.2020, 00:00 Uhr

Wenn es um Selbsthilfe für Alkoholkranke geht, denken viele an die 1939 in den USA gegründete und nicht zuletzt in vielen Spielfilmen thematisierte Organisation der "Anonymen Alkoholiker" (AA).

Eine viel ältere Hilfseinrichtung gegen Alkoholsucht allerdings kommt aus Europa. Entstanden ist sie in der Schweiz und heißt "Blaues Kreuz".

Die Geschichte des Blauen Kreuzes beginnt im Genf des 19. Jahrhunderts. Dort muss der Gemeindepastor Louis-Lucien Rochart mit ansehen, das viele Mitglieder seiner Gemeinde am Alkohol zugrunde gehen.

Keine Perspektive für eine bessere Zukunft

"Elendsalkoholismus" heißt das Phänomen, das sich in ganz Europa finden lässt. Betroffen sind Menschen, die trotz harter Arbeit zu wenig Geld zum Überleben verdienen und keine Perspektive für eine bessere Zukunft haben. Da will der evangelische Pfarrer nicht länger tatenlos zusehen.

1877 gründet Rochart das Blaue Kreuz. Schnell macht die Organisation von sich reden. Auch in Deutschland: Dort gründet der Pfarrer Arnold Bovet, der schon an einer Gründung in Bern beteiligt war, am 5. Oktober 1885 in Hagen den ersten Blaukreuz-Verein des Landes.

Gründung des ersten Blaukreuz-Vereins (am 05.10.1885) WDR 2 Stichtag 05.10.2020 04:14 Min. Verfügbar bis 03.10.2030 WDR 2

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Christlicher Glaube als Alternativprogramm

Mit dabei ist auch ein engagierter Schreinermeister mit dem bezeichnenden Namen Schluckebier. Obwohl er kein Problem mit Alkohol zu haben scheint, verpflichtet er sich den Statuten entsprechend, keinen Tropfen anzurühren und Süchtigen bei Treffen auf die Gefahren des Alkoholismus aufmerksam zu machen. Der christliche Glaube als Alternativprogramm zum Rausch gehört zu dem Konzept unweigerlich dazu.

1892 entsteht als Dachverband das "Blaue Kreuz in Deutschland e. V." in Barmen bei Wuppertal. Wie bei den Anonymen Alkoholikern, so ist auch beim Blauen Kreuz das Gespräch die Grundlage.

Abstinenz als Lebenszweck

In der Gruppe hört jeder die Sorgen und Nöte ebenso wie die Erfahrungen der Anderen und soll so die Scheu davor verlieren, sich selbst zu öffnen: für viele der erste Schritt zur angestrebten abstinenten Lebensweise.

Inzwischen gehört von der Bundeszentrale in Wuppertal aus auch in Deutschland ein ganzes Netz mit Fachkliniken samt stationärer und ambulanter Angebote zum Blauen Kreuz – finanziert von Krankenkassen und Sozialversicherungsträgern, aber auch über Spenden und Sponsoren. In 16 Landesverbänden und in Vereinen und Begegnungsgruppen an mehr als 400 Orten organisiert, treffen sich jedes Jahr rund 20.000 Teilnehmer in den 1.200 Selbsthilfegruppen. "Evangelium und Abstinenz" ist nach wie vor der Leitspruch.

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