18. Juni 1968 - Bundessozialgericht erkennt Alkoholismus als Krankheit an

Stand: 18.06.2018, 00:00 Uhr

Alkoholsucht ist keine Charakterschwäche, fehlender Wille oder eine Laune. Sie ist "eine Krankheit" stellt das Bundessozialgericht in seinem Urteil vom 18. Juni 1968 fest. Seitdem bezahlen Krankenkasse oder Rentenversicherungsträger die Therapie. Denn wer krank ist, verdient Hilfe.

Beim Urteil habe der Gedanke der Rehabilitation eine entscheidende Rolle gespielt, sagt Medizinhistoriker Heinz Schott. Die Reha-Idee sei in den späten 1960er Jahren aufgekommen, als auf dem Arbeitsmarkt Arbeitskräfte gefehlt hätten. "Das war eine regelrechte Rehabilitations-Euphorie!"

Alkoholismus als Krankheit anerkannt (am 18.06.1968) WDR 2 Stichtag 18.06.2018 03:57 Min. Verfügbar bis 15.06.2028 WDR 2

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Biologische Grundlage

Heute weiß man: Trocken zu werden und zu bleiben ist ein lebenslanger Kampf. Nur: Ab wann ist man abhängig? Wie rutscht man in die Sucht? Um alkoholkrank zu werden, müssen mehrere Faktoren zusammenkommen.

"In der Regel bringt derjenige eine biologische Grundlage mit", sagt Beate Materna, leitende Ärztin der Suchthilfe-Klinik "Haus Schönbirken" in Brandenburg. Auch schon vor der Sucht fehlt Alkoholikern ein natürliches Warnsignal, wenn sie zu viel trinken - keine Übelkeit, kein Schwindel, kein Kater danach. Der Körper reagiert schlicht weniger.

Psychische Situation

Es spielten zudem die individuellen Rahmenbedingungen wie Familie und Umfeld eine Rolle, ergänzt Materna. "Und dann vor allem die psychische Situation: Wozu brauche ich den Alkohol, welches Problem hilft er mit zu lösen?" Zu einer Reha gehöre auch eine Nachsorgebetreuung. "Ohne das ist die Therapie nicht vollständig."

Zu dieser Nachsorgebetreuung, organisiert von Suchtberatungsstellen, gehören meist Sitzungen beim Psychologen. Denn ohne Alkohol kommen die Gefühle hoch, die man mit ihm weggedrückt hatte - Kindheitstraumata, Versagensängste, Trauer, Wut. Nur wer sich ihnen stellt, hat eine Chance auf Heilung.

Akut abhängig

In der Bundesrepublik sind schätzungsweise mehr als eineinhalb Millionen Menschen akut alkoholabhängig - vom Obdachlosen bis zum Professor.

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