In den Siebziger Jahren bekommt der Filmverleih Constantin finanzielle Probleme. Der Edelkirsch-Fabrikant Ludwig Eckes übernimmt schließlich die Firma und holt Bernd Eichinger ins Boot. Der schreibt ein Memorandum zur Rettung, das Eckes so überzeugt, dass er Eichinger 25 Prozent der Anteile überlässt. Da ist Eichinger gerade einmal 29 Jahre alt. Die Rechnung geht auf: Der von ihm für Constantin produzierte Film "Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" (1981) lockt prompt fünf Millionen Zuschauer ins Kino - der erfolgreichste Film der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Als Mehrheitsaktionär Eckes seine Anteile später an den Produzenten Bernd Schäfers weiterverkauft, überlässt er ihm nur 50 Prozent. Eichinger bekommt ein weiteres Viertel – für den symbolischen Betrag von einer D-Mark. 20 Jahre später wird Eichinger diesen Anteil für 36 Millionen Euro verkaufen, um Tom Tykwers Film "Das Parfüm" (2006) zu finanzieren. Da ist seine Neue Constantin Film GmbH längst eine feste Größe auf dem Kino-Weltmarkt.
Kein Kinogänger
Geboren wird Eichinger 1949 als Sohn eines Landarztes im oberbayerischen Dorf Rennertshofen bei Ingolstadt. An sein erstes Kinoerlebnis kann er sich später nicht mehr erinnern – wohl aber daran, wie sehr er es in seiner Kindheit genießt, in die Geschichten von Büchern einzutauchen.
Nach dem Abitur will Eichinger schreiben, malen, fotografieren. Ein Freund rät ihm zur Münchner Hochschule für Film und Fernsehen, wo er Mitte der Sechziger Jahre unter 400 Bewerbern einen von elf Plätzen erhält. Hier erwirbt er erste praktische Erfahrungen; nebenbei jobbt er als Aufnahmeleiter beim Filmunternehmen Bavaria.
1974 gründet Eichinger die Solaris Film- und Fernsehproduktion, die sich auf Autorenfilme spezialisiert und mit späteren Regiegrößen wie Wolfgang Petersen, Edgar Reitz oder Wim Wenders zusammenarbeitet. 1979 wird er Gesellschafter und Geschäftsführer des Constantin-Filmverleihs, den er komplett ummodelt. "Zwischen Kunst und Kommerz sollte es keine Barrikaden geben", lautet dabei sein Motto.
Wenig Flops, viele Tops
Als Produzent setzt Eichinger auf publikumswirksame, zum Großteil aber auch anspruchsvolle Kinokost, die nicht selten auf literarischen Vorlagen basiert. Dabei scheut er kein Risiko. Die Verfilmung von Michael Endes Roman "Die unendliche Geschichte" (1984) etwa lässt er anlaufen, obwohl die veranschlagten 33 Millionen US-Dollar Produktionskosten noch gar nicht gesichert sind. Als damals teuerster Film aller Zeiten spielt "Die unendliche Geschichte" schlussendlich das Dreifache des Einsatzes ein.
"Der Name der Rose" (1984), "Manta, Manta" (1991), "Der bewegte Mann" (1994) oder "Der Untergang" (2004): Das sind nur einige der Filmerfolge, die Eichinger komplett oder mit produziert. Andere Filme wie "Der große Bagarozy" (1999) werden Flops. Trotzdem ist Eichinger auch nach der Jahrtausendwende erfolgreich. 2010 bekommt er den Deutschen Filmpreis für sein Lebenswerk. Neun Monate später ist er tot. Er stirbt am 24. Januar 2011 während eines Abendessens in Los Angeles an einem Herzinfarkt.
Stand: 24.01.2016
Programmtipps:
Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 24. Januar 2016 ebenfalls an Bernd Eichinger. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.