Wir schreiben das Jahr 1959 nach Christus. Ganz Frankreich ist von amerikanischen Comics okkupiert. Ganz Frankreich? Nein! In Paris leisten zwei unbeugsame Franzosen Widerstand. Und erfinden mit Asterix eine Figur, die Comicgeschichte schreibt.
Der Legende nach sitzen Texter René Goscinny und Zeichner Albert Uderzo bei einer Flasche Pastis und Unmengen Zigaretten in Uderzos Wohnung. Mit dem Indianer Umpah-Pah haben sie schon eine recht erfolgreiche Figur erfunden.
Nun suchen sie in der französischen Geschichte einen Neustart. In der Steinzeit, der Bronzezeit. Und dann bleiben die beiden vor 2.000 Jahren beim berühmten gallischen Anführer Vercingetorix hängen. Ihre Vorfahren, die Gallier, haben die Franzosen fast vergessen.
Streit um Obelix
Asterix ist in 15 Minuten geboren. Das ganze Universum des von dickköpfigen Galliern bevölkerten Dorfes, das Julius Caesar hartnäckig Paroli bietet, entsteht in wenigen Stunden.
Die Charaktere enden alle auf "-ix": Asterix, Häuptling Majestix und Hund Idefix, die Dorfbewohner Verleihnix und Methusalix. Gegen den Willen von Goscinny stellt Uderzo Asterix einen Gefährten zur Seite: Obelix.
Innerhalb weniger Wochen schreiben und zeichnen Goscinny und Uderzo das erste Abenteuer "Asterix, der Gallier". Seine ersten Seiten erscheinen am 29. Oktober 1959 in der Jugendzeitschrift "Pilote", die auch französisches Kulturgut transportieren soll.
Zwei Jahre später erscheint das erste Album. Der vierte Band "Asterix als Gladiator" hat schon eine Auflage von 300.000 Exemplaren. Asterix trifft in einer Zeit, in der sich Frankreich in der "Fünften Republik" neu erfinden will, mit dem Dorf als sicherem Schutz vor bösen Fremdlingen den Nerv.
"Die spinnen, die Römer!"
In 38 Bänden werden seitdem Römer verhauen, Wildschweine gejagt und Zaubertränke geschlürft. Seit Goscinnys Tod 1977 verfasst Uderzo die Geschichten zunächst allein. 2008 zieht er sich zugunsten seiner Tochter aus dem Unternehmen zurück. Seit 2011 zeichnet er auch nicht mehr.
Insgesamt haben sich seitdem über 325 Millionen Bände in 111 Sprachen verkauft - darunter in Mundarten wie dem pontischen Griechisch. Zusammengenommen sind das die meistverkauften Bücher nach der Bibel und "Harry Potter".
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