Wie viele nach Macht strebende Menschen wünscht sich auch Wladimir Putin eine prachtvolle Zeremonie zur Amtseinführung. Am 7. Mai 2000 schreitet der neue russische Präsident über den roten Teppich im Kreml, vorbei an 1.500 geladenen Gästen, und legt feierlich die Hand auf die russische Verfassung.
Dass der weitgehend unbekannte Mann mindestens die kommenden zwei Jahrzehnte Russland lenken wird, können sich die Wenigsten vorstellen. Dabei hat Putin schon bewiesen, dass er ein zäher Stratege ist: Er kämpft sich aus einfachsten Verhältnissen bis in die Spitze der Macht in Russland.
Für den KGB in Deutschland
Geboren wird Wladimir Wladimirowitsch Putin am 7. Oktober 1952 im heutigen St. Petersburg. Nach dem Jura-Studium geht er zum sowjetischen Geheimdienst KGB. 1985 schickt man ihn die DDR, in Dresden erlebt er den Mauerfall.
Nach seiner Rückkehr profitiert Putin von seinen guten Kontakten und macht im Kreml Karriere. Er wird am 26. März 2000 zum Nachfolger von Boris Jelzin gewählt.
Störer aus dem Weg räumen
Putin übernimmt ein heruntergekommenes Land, die Oligarchen sind steinreich, die Menschen bettelarm – und er räumt auf. Wer nicht auf seiner Spur liegt, wird aus dem Weg geschafft.
Wirtschaftlicher Aufstieg
Aber mit Putin kommt zunächst auch erstmals Wohlstand für die breite Masse. Dank steigender Energiepreise fahren die staatseigenen Betriebe satte Gewinne ein. Das machte Putin in der Bevölkerung populär, zudem etabliert er einen neuen russischen Nationalismus. Gegen Opposition und Demonstranten hingegen geht der Kreml hart vor.
Die zunächst freundlichen außenpolitischen Beziehungen mit dem Westen werden mit der NATO-Osterweiterung und der Annexion der Krim schwieriger. "Große Kriege inszeniert er nicht, sondern er weiß genau: Die Ukraine wird niemals in die NATO kommen", sagt der Berliner Historiker Jörg Baberowski. "Weil er den kleinen Krieg auf Sparflamme so lange laufen lassen kann, bis alle zermürbt sind."
Ewiger Präsident dank Verfassungsänderung?
Nach zwei Amtszeiten muss Putin laut Verfassung aussetzen – und herrscht vier Jahre lang als Ministerpräsident. Anschließend wird er wieder Präsident und baut stetig seine Macht aus. Dank einer Verfassungsänderung könnte er wohl noch bis 2036 Präsident bleiben.
Programmtipps:
Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 7. Mai 2020 ebenfalls an die Amtseinführung von Präsident Putin. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Stichtag am 08.05.2020: Vor 75 Jahren: Kapitulation von Nazi-Deutschland