WC-Schüssel auf einem Feld

Stichtag

11. November 1775 - Siphon als Patent angemeldet

Das weltweit erste Klosett mit Wasserspülung steht in England. 1596 lässt es die englische Königin Elisabeth I. in ihrem Palast einbauen. Der Erfinder ist ihr Patensohn, Sir John Harrington. Noch nicht gelöst ist damit allerdings das Problem der Geruchsbelästigung aus der Kanalisation. Denn durch das Rohrsystem dringen die unappetitlichen Ausdünstungen zurück in die königlichen Gemächer.

Der entscheidende Fortschritt gelingt einem britischen Mathematiker erst knapp 180 Jahre später: Alexander Cumming patentiert 1775 den Siphon. Das ist ein zweifach gebogenes, s-förmiges Abflussrohr. Der Vorteil: Nach dem Spülvorgang bleibt nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren so viel Wasser in den gekrümmten Rohrteilen zurück, dass durch die Flüssigkeit eine luftdichte Sperre entsteht.

Gesellige Latrinen in Rom

Wasser zur Exkrementenbeseitigung wird bereits im Römischen Kaiserreich eingesetzt. Damals gibt es in Rom rund 150 öffentliche Latrinen, wo die Besucher gesellig beisammensitzen. Die Anlagen sind an ein Kanalsystem angeschlossen. Vor den Sitzen befindet sich oft eine kleine Wasserrinne, wo man sich die Hände waschen kann. Die Funktion des Toilettenpapiers übernehmen damals flache Steine, die in kleinen Stapeln vor den öffentlichen Anlagen liegen. Sie werden nach Gebrauch gereinigt und wiederverwendet.

Im Mittelalter wächst allmählich das Schamgefühl und der Klogang wird intimer. Was nachts in den Städten im Topf landet, wird anderntags auf die Straße gekippt. Aus den Gassen steigt ein betäubender Gestank auf. Wer sich unterwegs erleichtern muss, kann die Dienste mobiler Toiletten-Frauen in Anspruch nehmen. Sie bieten unter ihrem weiten Mantel mitgeführte Eimer an.

Fehlender "Leibstuhl" in Orléans

Der Adel entleert sich auf seinen Burgen durch unten offene Erker oder sammelt die Fäkalien in Gruben im Keller. Die zweite Variante führt 1184 in Erfurt zu einer großen Tragödie: Heinrich VI. empfängt in der Burg des Erzbischofs gerade zahlreiche Adelige, als die morschen Balken des Saales im ersten Stock brechen. Ein Großteil der Edelleute stürzt ins Erdgeschoss und dort durch den Boden in die Kloake.

Bis sich das Wasserklosett durchsetzt, dauert es noch Jahrhunderte. 1694 beklagt sich die Herzogin von Orléans, Liselotte von der Pfalz, in einem Brief an eine Tante in Hannover, dass ihr ein "Leibstuhl" fehlt: "Sie, liebe Tante, sind in der glücklichen Lage, scheißen gehen zu können, wann immer Sie wollen. Scheißen Sie also nach Belieben. Ich hingegen bin dazu verpflichtet, meinen Kackhaufen bis zum Abend aufzuheben."

Stand: 11.11.2015

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