Stichtag

23. Oktober 1940 - Fußballer Pelé wird in Brasilien geboren

Ein einziges Mal sieht Edson Arantes Do Nascimento seinen Vater weinen: Als Brasilien bei der Fußballweltmeisterschaft 1950 im Finale Uruguay unterliegt. Da ist er neun Jahre alt. Doch nur acht Jahre später erlöst der junge Brasilianer - mittlerweile Pelé genannt und ein begnadeter Fußballer - sein Land von dieser Schmach und schießt im WM-Finale gegen Gastgeber Schweden zwei Tore. Am Ende steht es 5:2 für die Südamerikaner, Brasilien holt seinen ersten Weltmeistertitel und Pelé wird mit 17 Jahren zum Superstar.

Die ganze Welt spricht nun von dem Fußball-Wunderknaben. "Wir haben uns immer bemüht, unser Trainingsprogramm so zu absolvieren, dass wir den jungen Pelé auf jeden Fall sehen", erinnert sich Uwe Seeler später an die WM in Schweden. Zurück in Brasilien, feiert man Pelé wie einen Erlöser. Um zu verhindern, dass dieser neue brasilianische Held das Land verlassen könnte, stuft der Gesetzgeber den Fußballer kurzerhand als nationales Gut ein, das nicht ins Ausland veräußert werden kann.

Einmaliges Fußballwunder

Geboren wird Pelé am 23. Oktober 1940 als Edson Arantes do Nascimento in der brasilianischen Kleinstadt Três Corações. Sein Vater ist ein begabter Fußballer, der jedoch nach einer Knieverletzung den Profifußball aufgeben muss und so wächst Pelé in eher einfachen Verhältnissen auf. Die Furcht vor erneuter Armut bleibt sein ständiger Begleiter, er hat selbst als Millionär noch Angst vor Hunger.

Der Fußball führt den Jugendlichen aus dem Elend heraus. Schon in den Hinterhöfen und auf den Straßen ist er der Beste, getrieben von den Worten seines Vaters: "Das Talent hat dir Gott gegeben. Das, was du daraus machst, liegt an dir selbst." Bald spricht sich herum, dass zwischen Mülltonen und Mauern ein Wunderkind kickt. Die Späher der großen Vereine werden aufmerksam und mit nur 15 Jahren unterschreibt Pelé einen Profivertrag beim brasilianischen Spitzenclub FC Santos.

Als Anfangsgehalt erhält Pelé umgerechnet 20 Euro im Monat. Aber einmal im Profifußball angekommen, beherrscht er erst die nationale und dann die globale Fußballbühne. Keiner dribbelt, schießt, köpft und trickst wie der junge Brasilianer. Angeblich gucken sich bei seinen Freistößen die Spieler in der Mauer schon bei der Ausführung um, damit sie das Tor nicht verpassen. Der FC Santos tingelt mit Pelé als Zugpferd um den Globus, kassiert horrende Antrittssummen und macht das Ausnahmetalent zu einem wohlhabenden Mann.

"Einer wie Pelé wird erst in 1.000 Jahren wieder geboren"

Nach der WM 1966 - bei der Pelé verletzt ausscheidet - verlässt er die Nationalmannschaft. Doch er bleibt weiterhin der Popstar des Fußballs. Sein 1.000 Tor wird 1969 zu einer großen Inszenierung: Luftballons steigen in den Himmel, Kirchenglocken läuten und das Spiel wird 20 Minuten unterbrochen. Schließlich befehligt die Militärjunta Pelé 1970 zurück in die Nationalmannschaft. Die brasilianischen Diktatoren wollen nach 1958 und 1962 den dritten WM-Titel. Obwohl mittlerweile durch zu viele Parties etwas pummelig geworden, führt ein brillanter Pelé Brasilien zu einem 4:1 Finalsieg gegen Italien. Brasilien und Pelé werden zum dritten Mal Fußball-Weltmeister.

Es ist die Krönung einer Karriere der Superlative: Kein anderer Fußballer ist öfter Weltmeister geworden, keiner hat das Leder öfter in den Kasten geschossen. In 1.363 Spielen sollen es 1.281 Tore gewesen sein. Nach dem endgültigen Karriereende 1977 gründet Pelé eine Sportagentur, wird brasilianischer Minister und Werbeikone. Er gilt nun als erfolgreicher und manchmal auch etwas dubioser Geschäftsmann, der sich mit den Mächtigen arrangiert. Dadurch büßt er viele Sympathien ein. Sportlich bleiben seine Erfolge jedoch unbestritten: "Einer wie Pelé wird erst in tausend Jahren wieder geboren", ist sich der ungarische Fußballer Sandor Kocsis sicher.

Stand: 23.10.2015

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