Stichtag

17. Juli 1935 - Donald Sutherland wird geboren

Mit 16 Jahren will Donald Sutherland von seiner Mutter wissen, ob er gut aussieht. Sie schweigt sehr lange und antwortet: "Nein, aber du hast einen Charakterkopf." Danach habe er sich drei Tage in seinem Zimmer eingesperrt, erzählt Sutherland später in einem Interview. Mit seiner schlaksigen Figur, den langen Zähnen und den hervortretenden Augen taugt der Kanadier nicht als Hollywood-Beau. Seine große Filmkarriere beginnt, als Hollywood Ende 60er Jahre auf Anti-Glamour setzt und unkonventionelle Typen wie Jack Nickolson und James Caan plötzlich die Rollenvorbilder sind.

Seinen endgültigen Durchbruch als Schauspieler schafft Sutherland 1970 als autoritätsfeindlicher Chirurg in der Militärsatire "M.A.S.H.": Als Lazarettarzt begegnet er dem Wahnsinn des Korea-Krieges - der hier stellvertretend für den Vietnamkrieg steht - mit bissigem Humor. Eine Kostprobe: "Weiß jemand, ob das ein einfacher Offizier, oder ein G.I. ist? Ein einfacher G.I.! Dann mach große Stiche." Bis heute interessiert sich der Schauspieler für Politik.

Seit mehr als 40 Jahren verheiratet

Geboren wird Donald Sutherland am 17. Juli 1935 im kanadischen Saint John. Er folgt zunächst dem Wunsch seiner Eltern und studiert Ingenieurswesen in Toronto - weil es dort die angesehenste Studiobühne gibt. Tatsächlich fällt er bei einer Studentenaufführung dem bekannten Kritiker Herbert Whitaker auf, der ihn zu einer professionellen Schauspielkarriere drängt. "Als ich zum ersten Mal auf die Bühne kam, lachten alle. Als ich abging, applaudierten sie. Bei meiner Rückkehr gab es wieder Applaus, bei meinem Vorhang dann stehende Ovationen. So etwas habe ich nie wieder erlebt", erinnert sich Sutherland später.

Der 1,93-Meter große Mann wechselt den Kontinent, um an der Londoner Royal Academy of Arts zu studieren. "Das Schloss der lebenden Toten" wird 1964 sein erster Kinofilm. Nach dessen Produzenten Warren Kiefer benennt er seinen Sohn Kiefer Sutherland, der ebenfalls ein berühmter Schauspieler wird. Doch die Ehe geht in die Brüche, als Sutherland eine Affäre mit Schauspiel-Kollegin Jane Fonda beginnt. Schließlich heiratet Sutherland 1972 Francine Racette, mit der er bis heute zusammenlebt und drei gemeinsame Kinder hat.

Akribische Vorbereitung auf die Rollen

Auch als Schauspieler schlüpft Sutherland oft in die Rolle des Vaters: etwa in Robert Redfords "Ordinary People", in "Cold Mountain" oder "Wenn die Gondeln Trauer tragen", wobei er im Letzterem vor allem wegen seiner legendären Liebesszene in Erinnerung bleibt. "Ich kannte Julie Christie kaum. Und eines Tages musste ich mich so vor sie hinstellen und sagen: Übrigens so sehe ich nackt aus", erzählt er später lachend. Er selbst neigt zum Understatement: "Ich muss manchmal weggucken, wenn ich mich auf der Leinwand sehe."

Er gilt als Charakterschauspieler, für den auch charismatische, tief zerrissene Figuren kein Problem sind. Egal, ob er einen General, Prinz, Priester, Richter, Herzchirurg, Professor oder Botschafter spielt: Sutherland bereitet sich akribisch auf seine Figuren vor. Mit seinem Auftritt in einer Szene in Oliver Stones "JFK" hat er sich sechs Monate lang bechäftigt. Die Liste der Erfolgsfilme, an denen er beteiligt ist, ist lang: "Casanova", "Klute","Die Nadel", "Outbreak", "Italien Cowboy", "Space Cowboy". Am besten aber ist er immer wieder als Bösewicht - wie zuletzt als eiskalter Präsident in "Die Tribute von Panem." Aufhören will er trotz des Alters noch nicht, allerdings nimmt Sutherland seit 20 Jahren nur noch gut bezahlte Nebenrollen an.

Stand: 17.07.2015

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