Als Anfang der 1960er Jahre das Medium Fernsehen immer populärer wird, bekommt der Hörfunk Konkurrenz: Wie müssen Radiosendungen gestrickt sein, damit Hörer nicht das Medium wechseln? Mit dieser Frage beschäftigt sich beim WDR damals Dieter Thoma, Leiter der Abteilung Aktuelles. Die Antwort soll ein neuartiger Mix aus drei Elementen sein: Politik, Unterhaltungsmusik und buntes Weltgeschehen - täglich live zur Mittagszeit, außer sonntags.
"Man müsste eine Live-Sendung machen, die Schlagermusik mit wichtigen Informationen koppelt", sagt Thoma in einem Italien-Urlaub zu seinem Studienfreund und Journalistenkollegen Michael Lentz, wie sich dieser später in einem Artikel der WAZ erinnert. "Also ähnlich, wie es Radio Luxemburg macht oder die Frühsendung von Rias Berlin, aber viel besser." Er, Thoma, könne sich vorstellen, "dass man Schlagermusik als Köder für aktuelle politische Information benutzen kann, dass Politik - in Kurzinterviews und kleine Reportagen verpackt - für den Rundfunkhörer durchaus attraktiv wird."
Beliebteste Radiosendung in NRW
Die ersten Vorschläge für die neue Sendung legt Thoma seinen Vorgesetzten 1964 vor - und erhält das Startsignal. Daraufhin engagiert er Helmut Prinz vom Saarländischen Rundfunk als Leiter der Redaktion. Am 1. Februar 1965 ist es schließlich soweit: Um 13.00 Uhr beginnt die erste Ausgabe des "Mittagsmagazins", die bis 15.30 Uhr dauert. Davon sind 90 Minuten Musik und 60 Minuten Wortbeiträge aus aller Welt.
Das "MiMa", wie das "Mittagsmagazin" WDR-intern heißt, wird auf Anhieb ein Erfolg. Die beliebteste Radiosendung in NRW erreicht bereits 1966 täglich mehr als zwei Millionen Hörer. Bis dahin gab es rund 1.000 Telefon-Interviews mit Prominenten und Korrespondenten in allen fünf Erdteilen.
Schließlich dürfen auch Frauen moderieren
In den ersten Jahren moderieren nur Männer die Sendung. Dazu gehören unter anderem Kurt Gerhardt, Klaus Jürgen Haller, Rolf Buttler und Lothar Dombrowski. Auch beim zehnjährigen Jubiläum 1975 dürfen noch keine Frauen das "Mittagsmagazin" präsentieren. Redaktionsleiter Prinz sagt damals der "Rheinischen Post": "70 Prozent unserer Hörer sind Frauen. Und die meisten Frauen nehmen anderen Frauen nicht ab, dass sie über Politik wirklich Bescheid wissen." Das ändert sich allerdings spätestens, als Wibke Bruhns Ende der 1980er Jahre beim "Mittagsmagazin" moderiert.
Die Sendung existiert bis heute, auch wenn sie bei WDR 2 mittlerweile im gleichmäßigen Fluss des Gesamtprogramms aufgegangen ist. "Die Menschen heute versammeln sich nicht mehr und warten darauf, dass die Fanfare kommt und Klaus Jürgen Haller die Welt erklärt", sagt Chefredakteurin Angelica Netz. Die Erwartungen ans Radio seien andere geworden: "Ich will informiert werden, aber vor allen Dingen will ich auch unterhalten werden - und das den ganzen Tag über."
Stand: 01.02.2015
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