Liegt ein toter Clown in der Wüste. Sagt der eine Aasgeier zum anderen: "Schmeckt irgendwie komisch." Der Cartoonist Uli Stein ist ein Meister des Wortwitzes. Mit seinen Zeichnungen und meist nur einem prägnanten Satz bringt er fast jeden zum Lachen.
Geboren wird er als Uli Steinfurth am 26. Dezember 1946 in Hannover. Genau wie sein Vater will auch Uli ursprünglich Lehrer werden, doch das Studium bricht er ab. Stattdessen wird er Journalist und begleitet die Studentenbewegung in den 1968er Jahren mit seiner Fotokamera.
Anfang der 70er Jahre veröffentlicht Stein erste Cartoons in einer lokalen Tageszeitung. Sein frecher Humor macht ihn schnell berühmt. Schon wenige Jahre später drucken große Illustrierte seine Bildgeschichten, in denen putzige Figuren über die Fallstricke des Alltags purzeln. Eieräugige und knollennasige Menschen, die freche Maus, aber auch seine Katzen, Hunde, Schweine und Pinguine werden zu Markenzeichen.
Keine Tabus
Anders als viele Kollegen versucht sich Stein fast nie an politischen Karikaturen. "In meiner Arbeit ist Politik nicht so mein Ding", stellt er klar. Vielmehr hält der Cartoonist in seinen Zeichnungen dem Durchschnittsdeutschen humorvoll den Spiegel vor.
So spielen typische Stein-Szenen etwa in Restaurants ("Möchten Sie den Wein gleich aussuchen oder sich erst später blamieren?") oder im Garten ("Du hast nicht wirklich Glühwein in die Vogeltränke getan?"). Tabus sind dem Zeichner fremd. In seinen Cartoons witzelt er ebenso gerne über den Tod, wie über die Kirche und den Glauben.
Riecher fürs Geschäft
Stein hat aber nicht nur ein Näschen dafür, humorvolle Geschichten in ein einziges Bild zu bannen. Er besitzt auch einen guten Riecher fürs Geschäft. 1982 kommen erste Postkarten mit seinen Cartoons auf den Markt, 1984 die ersten Bücher. Mittlerweile wurden mehr als 13 Millionen Exemplare seiner humoristischen Bildbände verkauft.
Verewigt werden seine Figuren auch auf Kalendern, Krawatten, Kaffeebechern oder Klodeckeln. Kommerziell gesehen ist Stein Deutschlands erfolgreichster Witzezeichner. Selbst Loriot, von dem er die Knollennasen seiner Figuren übernimmt, lässt er in der Gesamtauflage weit hinter sich. Und auch international wird über seine bunten Bilderwitze geschmunzelt.
Großer Tierfreund
Der Künstler selbst scheut die Öffentlichkeit. Er mag Tiere mehr als Menschen - vor allem Hunde liegen ihm am Herzen. Um den Vierbeinern zu helfen, gründet der Tierschützer seine "Uli-Stein-Stiftung für Tiere in Not".
Ans Aufhören denkt Uli Stein nie, obwohl er zuletzt an Parkinson leidet. "Ein Künstler", sagt er vor seinem 70. Geburtstag, "geht nicht in Ruhestand, er stirbt". Und das tut er überraschend im August 2020. Mit 73 Jahren.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Steffi Tenhaven
Redaktion: Gesa Rünker
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