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22.03 - 06.00 Uhr ARD Infonacht
DDR-Grenzbeamter winkt bei Grenzübergang Marienborn Autos durch

10. April 1983 - Der Transitreisende Rudolf Burkert stirbt beim Verhör in der DDR

Ein Opfer der DDR-Grenze: Als Rudolf Burkert 1983 in West-Berlin einreisen will, holen ihn DDR-Grenzbeamte am Kontrollpunkt Drewitz aus seinem Auto. Das folgende Verhör überlebt der BRD-Bürger nicht.

Sonntag, 10. April 1983: Rudolf Burkert aus Asendorf bei Bremen will mit einem Freund zu einem Boxwettkampf nach West-Berlin. Seine Reise führt ihn durch ein anderes Staatsgebiet. Denn Deutschland ist seit 1949 geteilt. Die drei Westzonen werden damals zur Bundesrepublik Deutschland (BRD) und die ehemalige sowjetische Besatzungszone zur Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Auch Berlin ist geteilt.

Wer mit dem Auto nach West-Berlin will, muss deshalb auf einem vorgegebenen Transitweg durch die DDR fahren und strenge Regeln einhalten. Verboten sind unter anderem Geschwindigkeitsüberschreitungen, Verlassen der Transitstrecke, Mitnehmen von Personen, Verteilen von Material, unerlaubtes Anhalten oder Treffen.

Grenzschützer beobachten Geschenkübergabe

Der Lastwagenfahrer Burkert hat den Transitweg schon häufiger benutzt und kennt die DDR-Vorschriften. Trotzdem hält er dieses Mal an einem Rastplatz. Dort trifft sich der 45-Jährige mit Verwandten, die DDR-Bürger sind. Seinem Cousin und dessen Tochter übergibt er bei dem kurzen Treffen ein Päckchen mit Dingen wie Zeitschriften und Süßigkeiten.

Das Problem: Die Geschenkübergabe wird von DDR-Grenzschützern beobachtet. Als Burkert nach West-Berlin einreisen will, wird er am Grenzübergang Drewitz rausgewunken. Während des anschließenden Verhörs stirbt er. Die in Potsdam ausgestellte Sterbeurkunde nennt als Todesursache Herzversagen.

Tod des Transitreisenden Rudolf Burkert (am 10.04.1983)

WDR ZeitZeichen 10.04.2023 15:05 Min. Verfügbar bis 10.04.2099 WDR 5


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Politische Konfrontation zwischen Ost und West

Nach der Überführung der Leiche nach Niedersachsen zweifelt Burkerts Witwe an der Darstellung der DDR-Behörden. An der linken Schläfe und über dem Auge des Toten sind blutige Verletzungen zu sehen. Die Familie beantragt eine Obduktion. Doch der Befund bestätigt, dass Burkert an einem Herzinfarkt gestorben ist.

Doch woher stammen die Verletzungen? Westdeutsche Medien spekulieren über Misshandlungen und prügelnde "DDR-Posten", die Transitreisende "erschlagen" würden. Burkerts Tod wird zum Politikum. Bayerns Ministerpräsident Franz Josef Strauß (CSU) spricht von einem Mordfall. Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) sagt ein Treffen mit SED-Funktionären ab und fordert vom DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker eine Untersuchung.

Stresssituation bei DDR-Grenzabfertigung

Die DDR-Behörden lassen den Fall an der Grenzkontrollstelle Drewitz nachstellen und laden zu dieser Untersuchung auch einen westdeutschen Gerichtsmediziner ein. Das Ergebnis: Aufgrund einer Vorerkrankung erlitt Burkert einen Herzinfarkt. Dabei fiel er auf eine Tischkante und verletzte sich beim weiteren Sturz an einem Heizkörper.

Offenbar hat dabei die psychische Drucksituation eine Rolle gespielt. Maria Nooke, ehemalige stellvertretende Direktorin der Stiftung Berliner Mauer, wertet nach der Wende die unvollständigen DDR-Grenzakten aus. Im untersuchten Jahr 1984 sind demnach am Grenzbahnhof Friedrichstraße 23 Menschen an Herzinfarkten gestorben. "Und im gesamten Gebiet Ost-Berlin, auf allen S-Bahnhöfen und Fernbahnhöfen sind es 29 Menschen gewesen."

Drei Wochen nach Burkerts Beerdigung vereinbaren die beiden deutschen Staaten zukünftig eine menschenwürdige Abfertigung an allen DDR-Grenzkontrollstellen.

Autorin und Autor des Hörfunkbeitrags: Veronika Bock und Ulrich Biermann
Redaktion: David Rother

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 10. April 2023 an den Tod des Transitreisenden Rudolf Burkert. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

ZeitZeichen am 11.04.2023: Vor 25 Jahren: Der Krimi-Autor Francis Durbridge stirbt in London