Da unterschieden die Verantwortlichen sorgsam zwischen der angepriesenen Einheit und der politischen Machbarkeit. Erst im Herbst 1989 wurde auf beiden Seiten der Mauer öffentlich über die Einheit debattiert, auch wenn sie nicht vorrangiges Ziel der von Leipzig ausgegangen Revolution war.
1990 dann sprachen viele von der Einheit - im Westen war es die alte Rhetorik, im Osten war es nicht mehr gefährlich, darüber zu sprechen. Die Einheit war nicht mehr aufzuhalten. Einheitsjubel brach aus. Doch ganz offiziell war die Einheit nur ganz schnöde ein Beitritt, ein simpler Verwaltungsakt, gelegt auf den 3. Oktober 1990. Ein Tag, der zur Einheit nichts beigetragen hat - schon gar nicht im Vergleich zum 9. November, dem Tag des Mauerfalls.
Redaktion: Ronald Feisel