18. Februar 1943, München, Gestapo-Hauptquartier: Sophie Scholl und ihr Bruder Hans werden in den Zellentrakt geführt. Ein Hausmeister hat die Geschwister in der Universität beim Verteilen von Flugblättern erwischt. Darin wird zum Widerstand gegen das NS-Regime aufgerufen: "Es gibt für uns nur eine Parole: Kampf gegen die Partei!"
Vor dem Verhör wird Sophie durchsucht. Da es keine Gestapo-Beamtinnen gibt, muss das die Gefangene Else Gebel erledigen. Als die beiden allein sind, rät sie Sophie, nichts einzugestehen. "Das habest du auch nicht getan, gibst du zurück, aber da sei so manches, was sie finden könnten", notiert Else später. Dann sei Sophie zur Vernehmung geholt worden.
Begeistertes "Jungmädel"
Geboren wird Sophie Scholl am 9. Mai 1921 im württembergischen Forchtenberg. Sie ist das vierte Kind der früheren Diakonisse Lina. Ihr Vater Robert ist Bürgermeister. Schon mit acht Jahren sagt Sophie selbstbewusst: "Die Brävste bin ich nicht, die Schönste will ich gar nicht sein, aber die Klügste bin ich immer noch."
1933 gibt es Spannungen in der Familie. Die Eltern sind Pazifisten und hassen die Nazis. Doch die ältesten Kinder treten begeistert der "Hitlerjugend" bei - auch Sophie. Mit zwölf Jahren trägt sie ihre erste "Jungmädel"-Uniform und steigt bald zur Anführerin auf.
Abkehr ab 1937
"Sie war wie ein feuriger wilder Junge", erinnert sich Freundin Susanne Hirzel. Sophie habe ihre Haare "im Herrenschnitt" getragen. "Sie war lebhaft, keck, mit heller klarer Stimme, kühn in unseren wilden Spielen und von einer göttlichen Schlamperei."
Ab etwa 1937 beginnt Sophie, sich vom NS-Regime abzuwenden. Bei Kriegsbeginn ist sie eine entschiedene Gegnerin. Ihrem Freund Fritz Hartnagel, der Berufsoffizier ist, schreibt sie nach dem Überfall der Wehrmacht auf Polen: "Sag nicht, es ist fürs Vaterland!"
"Das Beste getan"
19. Februar 1943: Erst in den Morgenstunden geben die Geschwister Scholl das Leugnen auf. Die Gestapo hat belastende Indizien entdeckt: Die Schreibmaschine, auf der Matrizen für die Flugblätter getippt worden sind. Außerdem hat Hans bei der Verhaftung einen Flugblatt-Entwurf bei sich gehabt.
Auch die anderen Mitglieder der Widerstandsgruppe "Weiße Rose" werden verhaftet. Sophie lehnt das Gestapo-Angebot ab, ihren Bruder zu belasten und so der Todesstrafe zu entgehen: "Ich bin nach wie vor der Meinung, das Beste getan zu haben, was ich gerade jetzt für mein Volk tun konnte."
Sophie und Hans Scholl werden am 22. Februar 1943 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Maren Gottschalk
Redaktion: Gesa Rünker
Programmtipps:
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 9. Mai 2021 an Sophie Scholl. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.
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