"Zeichentrickfilme vermitteln gar nichts. Da geht’s nur darum, Heiterkeit zu verbreiten, indem Leute sich wehtun", sagt Bart Simpson in einer der inzwischen über 700 Episoden von "Die Simpsons". Ausgerechnet auf seine eigene Serie trifft das jedoch nicht zu. Denn die will nicht bloß unterhalten. Mit Hilfe von Satire und Übertreibung kritisiert sie die US-Gesellschaft mit ihren religiösen Eiferern, Waffennarren, Umweltzerstörern, Fitness-Gurus, Fernsehsüchtigen und Konsumverrückten.
Eine schrecklich gelbe Familie
Am 13. September 1991 zeigt das ZDF die "Simpsons" erstmals im deutschen Fernsehen. Homer, Marge, Bart, Lisa und Maggie Simpson heißen die gelben Hauptdarsteller. Sie sind auf den ersten Blick eine typische Mittelschichtsfamilie aus der Stadt Springfield in den USA.
Vater Homer arbeitet als Sicherheitsinspektor im Kernkraftwerk. Mutter Marge ist mit blauer Turmfrisur 2,13 Meter groß, studierte früher Kunst und räumt als Hausfrau ihrem Mann hinterher. Der liegt meist auf dem Sofa und folgt seinen niederen Instinkten. Sohn Bart ist der freche Klassenclown, Skateboarder und Graffiti-Sprayer und zieht Ärger magisch an. Seine Schwester Lisa dagegen ist sehr frühreif und oft altklug. Sie hat einen IQ von 159 und ist begnadete Jazz-Musikerin. Die zweite Tochter Maggie spielt nur eine Nebenrolle, da sie (fast) nie spricht.
Kritik vom US-Präsidenten
Erfinder Matt Groening kritzelt seine Helden angeblich in nur 15 Minuten aufs Papier und benennt die Figuren nach Mitgliedern seiner eigenen Familie. Zuerst tauchen Sie als Einspieler in einer anderen Show auf, ehe sie 1989 ihre eigene Serie bekommen. Sie ist Groenings Antwort auf die amerikanische Spießigkeit und Scheinheiligkeit.
Sogar der damalige US-Präsident George Bush lässt sich provozieren und kritisiert die "Simpsons", um seinen Stammwählern zu gefallen. Das ist beste Werbung für die Serie. Zum "Dank" lassen die Macher Bush in einer Folge in der Nachbarschaft einziehen, um sich einen Kleinkrieg mit Bart und Homer zu liefern.
Die Simpsons als Promi-Magnet
Ab Mitte der 90er-Jahre wird es für Promis dann cool, in der Serie aufzutreten und dem überzeichneten Alter Ego die eigene Stimme zu leihen. Michael Jackson, Stephen Hawking, Lady Gaga, Leonard Nimoy, Ruppert Murdoch - die Liste ist lang. Apropos Murdoch: Ausgerechnet dessen erzkonservativer Sender Fox ist die Heimat der Simpsons. Dort genießen die Autoren dank des Deals, dass Fox alle Merchandising-Einnahmen behalten darf, lange Zeit praktisch Narrenfreiheit.
Heute gehören der Sender und damit die am längsten laufende Primetime-Serie der Welt zu Disney. Dabei ist der Vorteil der "Simpsons", dass die Figuren auch in 30 Jahren nicht altern. Schade nur für die kleine Maggie: Sie wird wohl ewig ein Schnullerbaby bleiben.
Autor des Hörfunkbeitrags: Thomas Pfaff
Redaktion: Gesa Rünker
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