28. März 1897 - Fußballbundestrainer Josef "Sepp" Herberger wird geboren

Stand: 28.03.2022, 10:20 Uhr

Wer kennt sie nicht, die großen Fußballweisheiten des kleinen "Bundessepp"? Elf Freunde sollt ihr sein, der Ball ist rund, der nächste Gegner immer der schwerste und so fort. Der erste deutsche WM-Sieg 1954 in Bern hat Josef "Sepp" Herberger unsterblich gemacht.

Am Ende seines Lebens bekennt Sepp Herberger, immer ein Suchender geblieben zu sein. Immer einer letzten Wahrheit auf der Spur. Lehrer habe er werden wollen, weiß Manuel Neukirchen, Direktor des Dortmunder Fußballmuseums. "Das hat Herberger sich dann verwirklicht, indem er Fußballlehrer geworden ist."

Ein Gymnasium zu besuchen, bleibt für das jüngste von sechs Kindern einer Mannheimer Arbeiterfamilie unerreichbar. Am 28. März 1897 geboren, muss Sepp, der eigentlich Josef heißt, nach dem frühen Tod seines Vaters schon mit 14 Jahren Geld verdienen.

Sepp Herberger, Fußballtrainer (Geburtstag, 28.03.1897) WDR ZeitZeichen 28.03.2022 14:49 Min. Verfügbar bis 28.03.2099 WDR 5

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Die Leidenschaft fürs Kicken hat ihn da schon gepackt, zu einer Zeit, als Fußball im Kaiserreich noch als "englische Krankheit" und "Fußlümmelei" verpönt ist. Die erste Zeit, so erzählt Herberger, "mussten wir alles heimlich machen, weil Eltern, Schule und Kirche gegen dieses wilde Getue waren."

Drohende Sperre auf Lebenszeit

In seinem Heimatverein Waldhof Mannheim erspielt sich der gelernte Mechaniker den Ruf eines talentierten, zähen Außenstürmers. Kurz vor seinem 19. Geburtstag muss Herberger als Infanterist in den Krieg ziehen. Nach seiner Heimkehr wird er für Nationalmannschaft entdeckt und bestreitet 1921 sein erstes von vier Länderspielen.

Plötzlich aber steht er im Mittelpunkt der Mannheimer Berufsspieleraffäre. 10.000 Mark Handgeld hat Herberger angenommen, um von Waldhof zum Lokalrivalen Phönix zu wechseln. Eine drohende Sperre auf Lebenszeit kann er nur verhindern, weil er das Geld reumütig zurückgibt. Viel mehr ist über den Skandal nicht bekannt, denn Herberger schweigt sich darüber zeitlebens aus.

NSDAP-Mitglied seit 1933

Bis 1930 bleibt Herberger als Spieler aktiv, zuletzt für Tennis Borussia Berlin. Die Fachpresse lobt ihn als "besten Stürmer Deutschlands". Mit der für ihn typischen Zielstrebigkeit plant Herberger seine weitere Karriere. Er macht den Trainerschein und tritt bereits im Mai 1933 in die NSDAP ein.

Den Nazis nahe sei Herberger - im Gegensatz zu Reichstrainer Otto Nerz – aber nie gewesen, sagt Fußballexperte Manuel Neukirchen: "Im Training hat er nie exerzieren und marschieren lassen. Herberger ließ den spielenden Menschen aufleben, also genau das, wofür der Nationalsozialismus nicht stand."

Nach dem peinlichen Aus der deutschen Elf im Olympischen Turnier 1936 löst Herberger seinen Ziehvater Nerz als Reichstrainer ab. Während der Kriegsjahre geht er hohe persönliche Risiken ein, um seine Nationalspieler um den jungen Fritz Walter trickreich - wo immer möglich - von der Front fernzuhalten.

Das "Wunder von Bern"

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wird Sepp Herberger von den Alliierten als "Mitläufer" eingestuft. So kann er bei der Neugründung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) seine alte Position wieder einnehmen. 1954 krönt "der Chef", wie die Spieler ihn mit höchstem Respekt nennen, seine Laufbahn als Bundestrainer mit dem "Wunder von Bern". Gegen die haushoch favorisierten Ungarn holt seine Elf den ersten Weltmeister-Titel für Deutschland.

"Wir sind wieder wer" jubeln die Deutschen und danken es ihrem "Bundessepp" Herberger sein Leben lang.

Herberger mit Assistent und Nachfolger Helmut Schön | Bildquelle: dpa

Zehn Jahre bleibt Herberger noch im Amt, der Glanz bröckelt. Erst 1964, mit 67 Jahren, räumt er die Trainerbank für seinen Assistenten Helmut Schön. Er hätte nicht gehen müssen, sagt er später. "Aber wenn ich in den Pass geguckt habe, habe ich gesehen, dass ich aus dem letzten Jahrhundert bin."

Sepp Herberger stirbt am 28. April 1977 in seiner Heimatstadt Mannheim. Sein Nachlass, so hatte er es selbst bestimmt, geht in die Sepp-Herberger-Stiftung über, die sich für die Resozialisierung von Strafgefangenen und für unverschuldet in Not geratene Fußballer einsetzt.

Autor des Hörfunkbeitrags: Burkhard Hupe
Redaktion: Matti Hesse

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 28. März 2022 an Sepp Herberger. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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