24. Oktober 1921- Die Sopranistin Sena Jurinac wird geboren

Stand: 18.10.2021, 10:37 Uhr

Am 24. Oktober 1921 kommt Srebrenka Klementina Kristina Jurinac, genannt Sena, im bosnischen Travnik zur Welt. Nach der Trennung ihrer Eltern zieht sie mit der Mutter nach Zagreb und besucht eine Klosterschule.

Dem Kapellmeister einer Volkstanzgruppe fällt Senas feine, wohlklingende Stimme auf.

Sena Jurinac, Sopranistin (Geburtstag, 24.10.1921) WDR ZeitZeichen 24.10.2021 14:53 Min. Verfügbar bis 25.10.2099 WDR 5

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Der erste Gesangsunterricht findet am 1. September 1939 statt, dem Tag des Kriegsbeginns. Drei Jahre später gibt Sena ihr Bühnendebüt in Zagreb. Mit Anfang 20 singt sie dort bereits die Titelrolle in Puccinis "La Bohème".

"Hochzeit des Figaro" für die russischen Besatzer

1944 wird Sena Jurinac ins Ensemble der Wiener Staatsoper aufgenommen. Sie ist am Ziel ihrer Wünsche. Doch der Krieg überrollt die Kunst. Nach dem Einmarsch der Russen verlangt der sowjetische Stadtkommandant zur Feier des 1. Mai eine Opernaufführung. Das Wiener Ensemble wählt Mozarts "Hochzeit des Figaro".

Karrierestart ohne Rücksicht auf die Stimme

In ihren ersten drei Jahren an der Wiener Staatsoper debütiert Sena Jurinac in 18 Partien und absolviert bis zu 150 Auftritte pro Spielzeit. Niemand nimmt Rücksicht auf ihren leichten Sopran. Sie singt unbekümmert drauflos, bis ihr die Stimme versagt. Der Arzt empfiehlt ihr absolute Ruhe. Sie verbringt fünf Wochen auf einer Alm, vertreibt sich die Zeit mit Kartenspielen.

Fortan ist sie wählerisch bei neuen Angeboten. Selbst als ihr die Operndirektion mit Entlassung droht, kehrt sie nicht mehr zu dem früheren bunt gemischten Repertoire zurück. Sie akzeptiert nur noch Rollen, die ihrer Stimme wohltun, vorwiegend Mozart-Partien.

Salzburger Festspiele mit Karajan und Gründgens

Wie die meisten lyrischen Soprane entwickelt sich auch ihre Stimme zum Zwischenfach. In einer Mischung aus Zartheit und Glut singt die Jurinac nun Heldinnen von Tschaikowsky, Puccini und Verdi.

Herbert von Karajan engagiert sie 1958 als Elisabeth in Verdis "Don Carlos" für die Salzburger Festspiele. Gustav Gründgens führt Regie.

Auf einer Höhe mit den internationalen Stars

Sena Jurinac tritt erfolgreich mit Partien des italienischen Fachs an zahlreichen europäischen und amerikanischen Bühnen auf. Sie behauptet sich gegenüber internationalen Stars wie Renata Tebaldi, Leonie Rysanek oder Birgit Nilsson. Schließlich wagt sie sich unter Otto Klemperers Leitung an die dramatische Sopranpartie der Leonore in Beethovens Oper "Fidelio".

Wien bleibt für Sena Jurinac das Zentrum ihres Wirkens, von dort aus reist sie zu Gastspielen: vor allem nach Deutschland, England, Italien.

Am Grab eine silberne Rose

Im Jahr 1982 steht sie zum letzten Mal auf der Opernbühne, diesmal als Marschallin im "Rosenkavalier". Eine der klangschönsten Sopranstimmen des 20. Jahrhunderts ist von nun an nur noch auf Schallplatten zu vernehmen.

Sena Jurinac stirbt am 22. November 2011 und wird in Wien beigesetzt. An der Grabstele aus weißem Marmor ist eine silberne Rose befestigt, zur Erinnerung an ihren legendären "Rosenkavalier".

Autorin des Hörfunkbeitrags: Hildburg Heider 
Redaktion: Hildegard Schulte

Programmtipps:

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 24. Oktober 2021 an die Sopranistin Sena Jurinac. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.

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