15. Mai 1648 - David gegen Goliath: Niederlande werden unabhängig

Kurz vor dem bekannteren Westfälischen Frieden wird der Frieden von Münster geschlossen. Er beendet den 80-jährigen Unabhängigkeitskampf der Niederlande gegen Spanien. Ein Kampf David gegen Goliath.

Schon lange vor dem Unabhängigkeitskrieg im 16. Jahrhundert sind die Niederlande das ökonomische Zentrum Europas. Die Grachten dienen dem Schnellverkehr in Holland, die modernen Schiffe auf dem Meer als Massentransporter. Holländer holen etwa Getreide aus dem Baltikum, bringen Holz nach England oder laden Wein in Frankreich.

Spanier sichern sich Niederlande

Die Niederlande sind damals größer als heute. Sie umfassen neben dem nördlichen Teil auch die Benelux-Staaten mit dem blühenden Zentrum Antwerpen. Diese Goldgrube sichert sich um 1500 herum das Adelsgeschlecht der Habsburger durch geschickte Heirat. Bei der späteren Teilung des Habsburgerreiches bekommt die spanische Linie die gesamten Niederlande. Von Madrid aus wird die reiche Provinz fortan mit reichlich Steuern belegt.

Niederlande werden unabhängig von Spanien (15.5.1648) WDR ZeitZeichen 15.05.2023 14:51 Min. Verfügbar bis 15.05.2099 WDR 5

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So wie die Händler in Antwerpen und Amsterdam ihren Wohlstand lieben, so hassen sie die spanischen Steuereintreiber - zumal Madrid ihnen die Selbständigkeit nehmen will. Sieben niederländische Provinzen, angeführt von Holland, schließen sich zu den Generalstaaten zusammen und kündigen im so genannten Unabhängigkeitsplakat von 1581 ihrem König in Madrid.

Gewürzhandel mit Asien

Weil sie mit Spanien und Portugal fortan keinen Handel mehr treiben können, suchen sie sich neben ihrem Kerngeschäft in Nord- und Ostsee eine Nische, in der sich besonders hohe Profite erzielen lassen. Der niederländischen Ostindien-Kompanie gelingt es, den Fernhandel mit Asien auf dem Seeweg zu kontrollieren. Dabei übernehmen die Niederlande auch immer mehr den innerasiatischen Handel. Auch den Sklavenhandel entdecken sie als profitables Geschäft.

Schlacht bei Gibraltar

Spanien besitzt zu der Zeit zwar die stärkste Landarmee Europas. Das Imperium hat aber einen entscheidenden Nachteil: Das Reich ist dauernd pleite. Die Spanier überschätzen zudem ihre Kräfte, als sie sich in den Dreißigjährigen Krieg um die Vorherrschaft in Deutschland einmischen.

Die Niederländer hingegen haben Geld im Überfluss. Während sie die Hälfte ihrer Soldaten mit Musketen bewaffnen können, kämpfen andere Landsknechte noch mit Messer und Säbel. Im Verlauf des 80-jährigen Unabhängigkeitskrieges kommt es unter anderem 1607 zur Schlacht bei Gibraltar, bei der die Niederlänger zwei Drittel der spanischen Schiffe versenken.

Verhandlungsfrieden in Münster

Weil Frankreich den Spaniern sowie den Niederländer zu erfolgreich wird, schließen sie am 15. Mai 1648 den Frieden von Münster, ein halbes Jahr vor dem ebenfalls in Münster besiegelten Ende des Dreißigjährigen Krieges.

Es ist ein Verhandlungsfrieden, mit dem alle Parteien leben können. Die Spanier behalten das heutige Belgien, die Niederländer bekommen den Norden - und ihre Unabhängigkeit.

Autor des Hörfunkbeitrags: Heiner Wember
Redaktion: David Rother

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ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 15. Mai 2023 an den spanisch-niederländischen Frieden von Münster.

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