Die Wurzeln des Ritterordens der Malteser reichen bis ins 11. Jahrhundert nach Jerusalem zurück. Dort unterhält die Mönchsgemeinschaft St. Johannis zunächst ein Spital für christliche Pilger. Während der Kreuzzüge wandeln sich die karitativen Johanniter zu einem Elite-Kampforden zum Schutz des Christentums.
Im Kampf gegen die Osmanen und den Islam müssen die Ritter einige Niederlagen einstecken: Zunächst werden sie aus Jerusalem vertrieben, dann von ihrem neuen Stammsitz Rhodos. Nach einer mehrjährigen Mittelmeer-Odyssee, bietet ihnen schließlich Kaiser Karl V. eine neue Heimat auf der Mittelmeerinsel Malta.
Ein Bollwerk gegen den Islam
Nicht ohne Grund: Die kampferprobten Ritter sollen von Malta aus das europäische Festland vor Osmanen und Piraten schützen. Tatsächlich wehren die Malteser, wie sich der Orden nun nennt, 1565 einen Angriff des Osmanisches Reiches unter Sultan Süleymans ab.
Im Laufe der folgenden Jahrhunderte festigen die Malteserritter den Mythos der Uneinnehmbarkeit. Die meisten Mitglieder stammen aus alten europäischen Adelsgeschlechtern und kommen schon mit zwölf Jahren zur Ausbildung nach Malta. Beim Eintritt in den Orden müssen sie Keuschheit, Armut und Gehorsam geloben. Erfahrungen sammeln die Ordensritter auf Seekriegszügen.
Imperialen Mächte wollen Malta einnehmen
Ende des 18. Jahrhunderts wandelt sich die Lage. Zum einen führen die Ordensritter unter der Leitung des ersten deutschen Großmeisters Ferdinand Freiherr von Hompesch ein ruhiges Leben, ohne große kriegerischen Auseinandersetzungen.
Gleichzeitig entwickeln die Großmächte auf dem Festland imperiale Gelüste. Der zentrale Inselstaat Malta gerät ins Visier der Franzosen, Engländer, Österreicher und sogar der Russen. Auch Napoleon Bonaparte, der 29-jährige französische General, rät dem in Paris regierenden Direktorium schon Mitte 1797 zur Eroberung Maltas.
Kaum Gegenwehr gegen die Franzosen
Napoleon weiß über Spione, dass viele Ordensritter mit französischen Wurzeln nicht das Schwert gegen ihre Landsleute erheben werden. Zudem sind die Einwohner unzufrieden mit der Regierung von Hompesch, der keinerlei Offenheit für die Ideen der Aufklärung zeigt. Napoleon kann somit auf Kollaborateure hoffen.
Vor der Küste Korsikas lässt der General eine Flotte von 65 Kriegsschiffen, 280 Truppentransportern und 38.000 Soldaten zusammenziehen. Die ersten Schiffe erreichen Malta am 6. Juni 1798. Ferdinand Freiherr von Hompesch ahnt wohl Probleme und bewilligt nur vier französischen Schiffen die Einfahrt in einen der Häfen, um die Wasserreserven aufzustocken.
Schnelle Kapitulation der Ordensritter
Ein Fehler, der sich schnell rächt. Napoleon gibt sich gekränkt und greift aus verschiedenen Richtungen die Insel an. Als die französischen Truppen mühelos die ersten Teile der Insel einnehmen, knickt Hompesch schnell ein. Zumal die Franzosen versprechen, "Religion, die Gewohnheiten und das Eigentum der Malteser vollständig zu respektieren."
Am 11. Juni 1798 beginnen die Kapitulationsverhandlungen. Napoleon stellt dem Großmeister großzügige finanzielle Entschädigung in Aussicht. Von 600.000 Francs ist in der "Konvention zur Übergabe Maltas" die Rede sowie einer jährlichen Pension von 300.000 Francs. Nach der Unterzeichnung der Kapitulation verlässt Hompesch die Insel und segelt ins Exil nach Triest.
"Man muss in den Orient gehen"
Für Napoleon ist Malta nur ein Zwischenziel: "Man muss in den Orient gehen, aller großer Ruhm kommt von dort." So setzt er im Schnellverfahren seine Reformen durch: Abschaffung des Adels, Regierung und Justiz nach französischem Vorbild. Bereits am 19. Juni zieht die französische Flotte weiter in Richtung Ägypten.
Dort geraten die Franzosen nach anfänglichen Erfolgen unter Druck. Vor der ägyptischen Küste müssen Napoleons Truppe eine bittere Niederlage gegen die Engländer einstecken, die auch zur Machtübernahme der Briten auf Malta führt. Es ist der Beginn der britischen Kolonialherrschaft auf der Mittelmeerinsel, die erst Mitte des 20. Jahrhunderts endet.
Ordensritter widmen sich wieder dem Gemeinwohl
Die Ordensritter der Malteser verlieren indes endgültig die Lust am Kampf. Sie erinnern sich wieder an ihre Anfänge und widmen sich fortan karitativen Aufgaben. Hauptsitz des Ordens ist nunmehr Rom. Heute unterhalten die rund 13.500 Mitglieder des Ordens weltweit Krankenhäuser, Pflegeheime, Schulen und Flüchtlingsunterkünfte.
Autor des Hörfunkbeitrags: Christoph Vormweg
Redaktion: Matti Hesse
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 11. Juni 2023 an die Kapitulation des Malteserordens auf Malta. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
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