Stichtag

24. März 1530 - Karl V. gibt Malta an den Johanniterorden

Seit sieben Jahren schon irren sie heimatlos durch das Mittelmeer, die Kreuzritter vom Orden St. Johannis vom Spital zu Jerusalem. Kurz nach der Eroberung Jerusalems 1099 gegründet, soll ihre Gemeinschaft ursprünglich Hospitäler errichten, um im Zeichen des weißen achtspitzigen Kreuzes Not und Elend der Menschen zu lindern. Während der Kreuzzüge wandeln sich die karitativen Johanniter zu einem Elite-Kampforden zum Schutz des Christentums. Mächtig und reich geworden, erobern die adligen Ritter nach dem Zerfall der Kreuzfahrerstaaten 1306 auf Rhodos eine neue Domäne. 1522 fällt auch diese christliche Bastion an die Osmanen. Kampflos muss der Orden der Belagerung durch Sultan Soliman den Prächtigen weichen und zu einer ziellosen Mittelmeer-Odyssee aufbrechen. In aussichtloser Lage kommt Hilfe von Kaiser Karl V. Er bietet den Rittern eine neue Heimat an. Am 24. März 1530 unterschreibt Karl V. in Bologna die Lehensurkunde, die Malta zu einem souveränen Herrschaftsgebiet des Johanniterordens macht.

Die Großzügigkeit des Kaisers ist nicht uneigennützig: Die kampferprobten Kreuzritter sollen die strategisch wichtige Mittelmeerinsel sichern und ein Bollwerk gegen Osmanen und marodierende Piraten bilden. Anfangs bei den Bewohnern Maltas äußerst unbeliebt, errichtet der reiche Orden Prachtbauten, Hospitäler und Verteidigungsanlagen und sorgt damit für ein wirtschaftliches Erblühen der kleinen, abgelegenen, steinigen Insel. 1565 taucht Sultan Soliman mit 202 Schiffen und 48.000 Mann vor Maltas Küste auf, verstärkt durch Landetruppen des berüchtigten Piraten Dragut. Ihnen gegenüber stehen knapp 600 Johanniter mit 8.500 Soldaten. Doch nach viermonatiger Belagerung gelingt es den entschlossen kämpfenden Verteidigern tatsächlich, die Osmanen in die Flucht zu schlagen. Mit Unterstützung von Papst, Kaiser und Königen kann Jean de La Valette, Großmeister des inzwischen "Malteser" genannten Ordens, eine gewaltige Festung errichten: Valetta, bis heute die Hauptstadt Maltas.

Kriegerisch machen die Malteser nur noch einmal, 1571 in der Seeschlacht von Lepanto, von sich reden. Einer alten Legende zufolge sollen die Ritter erneut ihre Heimat verlieren, wenn sie einen Deutschen zum Großmeister ihres Ordens wählen. Genau das geschieht im Jahr 1797, als Ferdinand von Hompesch aus Zülpich die Macht auf Malta übernimmt. Neun Monate später zwingt Napoleon Bonaparte, mit seiner Armee unterwegs zum Ägypten-Feldzug, den Malteserorden kurzerhand zu einer schmachvollen Kapitulation. Kampflos ziehen die Ritter von Malta ab und kehren in ihre Heimatländer zurück. Ein eigenes Land haben sie seither nie wieder besessen.
Während der evangelische Zweig den Ursprungsnamen Johanniter beibehält, wählen die katholischen Malteser 1834 Rom als Sitz ihres bis heute überstaatlichen Ordens: ein Souverän ohne Volk und Territorium, von 6.000 Quadratmetern exterritorialem Gebiet auf dem römischen Aventin abgesehen. Damit ist der Orden noch vor dem Vatikan der kleinste Staat der Erde – mit eigenem Autokennzeichen (SMOM), eigenen Briefmarken sowie Beobachtern bei den Vereinten Nationen, im Europarat und der EU-Kommission. Auf humanitärem Gebiet gehören Malteser und Johanniter heute zu den größten Hilfsorganisationen der Welt.

Stand: 24.03.10