Sie waren eigentlich nur als Gastgeschenk gedacht, doch Chinas Staatschef Mao Zedong verschenkte die pakistanischen Mangos an verdiente Arbeiter-Propaganda-Trupps, die er zu neuen Trägern der Kulturrevolution machte. Maos Rote Garden hatten China Mitte der 1960er-Jahre an den Rand eines Bürgerkrieges gebracht. Sie bekämpften jeden vermeintlichen Konterrevolutionär – bis Mao ein Machtwort sprach und mit Hilfe jener Arbeiter-Bauern-Propagandatrupps und dem Militär die Lage wieder beruhigte.
Die Mango wurde zum Symbol des Sieges und der Kulturrevolution. Eine exotische Frucht, die man in China bis dahin nicht kannte. Es gab Mango-Paraden. Mango-Anstecker. Mango-Zigaretten. Die staatlich verordnete Mango-Manie war ein geschickter Propagandaschachzug Mao Zedongs.
Mangos gab es für verdiente Arbeiter und überzeugte Maoisten. So genannte "schwarze Elemente" wie zum Beispiel Großgrundbesitzer oder kritische Intellektuelle gingen leer aus. Während der Kulturrevolution wurde die Mango wie eine Reliquie verehrt. Manche Original-Mango wurde in Formaldehyd eingelegt, in Vitrinen ausgestellt oder zierte den einen oder anderen Hausschrein. Und da die Mangos des pakistanischen Außenministers natürlich nicht für alle verdienten Maoisten reichten, wurden sie einfach aus Wachs nachgebildet. Nach anderthalb Jahren war das Mango-Fieber wieder vorbei, und spätestens mit dem Tod Maos am 9. September 1976 verschwanden auch die letzten Mangos wieder aus dem Alltag der Menschen.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Andrea Kath
Redaktion: David Rother
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 04. August 2023 an ein Gastgeschenk für Mao Zedong, das in China für Mango-Manie sorgt.
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