Den Spitznamen "Magic" bekommt der 1959 geborene Earvin Johnson schon als 15-Jähriger im Basketballteam seiner Highschool. Mit 2,06 Meter Körpergröße wäre der bullige Junge aus Michigan eigentlich prädestiniert für die Angreiferposition am Korb. Doch Johnson erweist sich als genialer Point Guard, als Spielgestalter, der seine Gegner mit genialen Pässen austrickst.
Von 1979 an spielt Magic Johnson in der US-Profiliga NBA für die Los Angeles Lakers. Bereits in der ersten Saison führt er die Mannschaft mit seinen temporeichen Dribblings zum Meistertitel und wird zum wertvollsten Spieler der Finalserie gewählt. Vier weitere Championships mit den Lakers werden folgen.
"Ich habe mir immer alles angeguckt und war total fasziniert, weil der hatte was", sagt Henning Harnisch, der als deutscher Nationalspieler mehrfach gegen den "Magischen" angetreten ist. Mit seinem schweren Körper habe Johnson zwar wie ein Bär gewirkt, "aber wenn der auf Touren kam, war er total schnell und hat wahnsinnige Pässe gespielt."
Schockierendes Bekenntnis einer Sport-Ikone
Anfang der 90er Jahre ist Magic Johnson der absolute Superstar und Sympathieträger im US-Basketball. In dieser Zeit bestimmt immer mehr ein rätselhaftes Virus namens HIV die Schlagzeilen. Allein in den USA sind bereits mehr als 100.000 Menschen an Aids gestorben. Besonders schnell breitet sich die heimtückische Krankheit unter Homosexuellen aus und gilt deshalb in der Öffentlichkeit als vermeintliche "Schwulenseuche".
Am 7. November 1991 kommt das Virus auch in der Welt der Heterosexuellen an. An diesem Tag tritt Magic Johnson vor die Presse und erklärt: "Ich habe mich mit dem HIV-Virus infiziert und beende deswegen meine Karriere bei den Los Angeles Lakers." An Aids erkrankt sei er aber nicht. Die Sportwelt reagiert geschockt auf Johnsons Bekenntnis. Der sympathische Riese mit dem charmanten Lächeln ist ein internationaler Popstar und hat unzählige Fans – vor allem weibliche.
Ehefrau und Baby nicht infiziert
Johnsons HIV-Infektion wird zufällig bei einer Routineuntersuchung festgestellt. "Ich hatte keine Ahnung, ich war nicht krank. Ich saß damals in einem Hotel in Newtown und bereitete mich auf ein Spiel vor, als mein Arzt anrief und sagte, komm sofort zurück nach Hause", berichtet er später. "Ich konnte es nicht glauben. Und dann sitzt du da und fragst dich, wie konnte das passieren? Und was heißt das jetzt?“ Geschützter Sex ist zu dieser Zeit noch kein Thema.
Kurz zuvor hat Johnson seine College-Liebe Cookie geheiratet, ihr erstes Kind ist unterwegs. Die härteste Aufgabe seines Lebens sei gewesen, nach Hause zu fahren und seiner Frau die Infektion zu gestehen. “Als die Testergebnisse da waren von Cookie und dem Baby und ich wusste, dass beide sich nicht mit HIV infiziert hatten, war ich mir sicher, dass Gott uns beschützt hatte. Ich weiß nicht was passiert wäre, wenn beide auch mit HIV infiziert gewesen wären.“
Star des Dreamteams von Barcelona
Ein Jahr nach seinem Rückzug aus der NBA gibt Magic Johnson sein Comeback bei den Lakers. Trotz der HIV-Infektion wird er erneut ins Team der NBA-Allstars gewählt – gegen den Protest von Mannschaftskollegen. "Nichts gegen Magic, aber Aids-Infizierte haben nichts auf dem Basketball-Parkett zu suchen", verkündet etwa Karl Malone, der Star der Utah Jazz. Johnson aber will beweisen, dass niemand Aids bekommt, nur weil er gegen ihn spielt. Zu Recht: Noch immer ist weltweit kein Fall einer HIV-Infektion durch eine Sportverletzung bekannt geworden.
Bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona steht Magic Johnson im sogenannten Dream Team der USA, der wohl besten Mannschaft der Basketballgeschichte. Die Goldmedaille ist ihr von Anfang an sicher. "Das war, als ob man gegen Helden von der Playstation spielt," erinnert sich Henning Harnisch. "Alle waren einfach happy, dass Magic dabei war. Wir waren ja alle seine Fans und fanden ihn toll."
Earvin Magic Johnson nutzt seine Popularität für den Kampf gegen Aids und schreibt ein Buch über Safer Sex. 1996 kehrt er noch einmal ins Team der Lakers zurück, erklärt aber zum Saisonende seinen endgültigen Abschied als Spieler und startet eine erfolgreiche Unternehmer-Karriere. Aktuell mit nun 62 Jahren erfreut sich die lebende Legende trotz HIV-Infektion noch immer guter Gesundheit.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Andrea Kath
Redaktion: Ronald Feisel
Programmtipps:
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 7. November 2021 an Magic Johnson. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.
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