Im April 1492 gibt Spaniens König seine Zustimmung zu einem spektakulären Unternehmen: Der Genueser Christoph Kolumbus will Asien auf dem Seeweg über den Atlantik erreichen.
Ein lebenslanger Irrglaube
Die aus den Schiffen Niña, Pinta und Santa Maria bestehende Expedition landet allerdings nicht auf einer dem indischen Festland vorgelagerten Insel, wie Kolumbus Zeit seines Lebens glaubt, sondern auf der Insel Guanahani im Bereich der heutigen Bahamas. Kolumbus gibt der Insel aus Dankbarkeit für die geglückte Überfahrt den Namen San Salvador.
Eroberung mit Millionen Toten
Damit beginnt für die Völker Amerikas eine drei Jahrhunderte währende Ära der Landnahme, des Schreckens und der Versklavung, die Hunderttausende Ureinwohner, von Kolumbus "Indianer" genannt, das Leben kostet.
Wer von den Eroberern nicht erschossen, erstochen, erschlagen oder zu Tode gefoltert wird, stirbt an den unmenschlichen Arbeitsbedingungen in den Gold- und Silberminen. Wieder andere gehen an eingeschleppten Epidemien wie Pocken, Grippe, Cholera oder Typhus zugrunde. Unter den indigenen Völkern Mittel- und Südamerikas fordern die Eroberungen bis zu 20 Millionen Todesopfer.
Tödliche Gier nach Gold und Silber
In wenigen Jahrzehnten löschen Konquistadoren wie Hernán Cortés oder Francisco Pizarro Jahrtausende alte Hochkulturen aus. Getrieben von der Gier nach Silber und Gold dringen die Spanier und ihre Söldner immer weiter nach Norden und Süden vor.
Im heutigen Mexiko und Guatemala rauben sie das Gold der Maya, in Bolivien das Silber der Guarani.
An den Folgen der Kolonisierung, Armut, Gewalt und politischer Instabilität leidet Mittelamerika bis heute - während sich viele europäische Länder, ihre Herrscher und Händler an der "Neuen Welt" bereichern.
Kritische Auseinandersetzung um ein Vermächtnis
Die kritische Auseinandersetzung um das Vermächtnis des Christoph Kolumbus hat sich in den ehemals spanischen Kolonien 1992 anlässlich der weltweiten 500 Jahrfeiern seiner Landung verschärft.
Damals kippt die europäische Perspektive auf Kolumbus, der in Europa bis dato vielfach als großer Entdecker gefeiert wurde. 2020 eskaliert der Streit.
Eine Entdeckung, die keine war
Chicago, Pittsburgh, Baltimore - vor allem in den USA beschädigen oder schleifen Demonstranten mit dem Ruf nach Gerechtigkeit für unterdrückte Völker mehr als 30 Statuen des Kolumbus.
Einen Seefahrer, der weder als erster den amerikanischen Kontinent betreten hat, noch einen Seeweg nach Indien über den Atlantik fand. 500 Jahre vor Kolumbus waren schon die Wikinger auf dem Kontinent - ganz zu schweigen von indigenen Völkern.
Autor des Hörfunkbeitrags: Herwig Katzer
Redaktion: David Rother
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 12. Oktober 2022 an Kolumbus ersten Landgang in Amerika. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
ZeitZeichen am 13.10.2022: Vor 45 Jahren: Die Entführung der Lufthansa-Maschine "Landshut".